Vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages berichtete am 11. Juni 2012 der frühere Leiter der Saalfelder Staatsschutzabteilung K33 über den heutigen Saalfelder Unternehmer Andreas Rachhausen. Bevor die Anti-Antifa-Ostthüringen bzw. der Thüringer Heimatschutz, aus dem das NSU-Trio hervorging, entstanden sind habe es bereits 1991 in Saalfeld eine Neonazi-Gruppe von 15-20 Personen gegeben, die von Rachhausen angeführt wurde. „Rachhausen war aus meiner Sicht einer der gefährlichsten Rechtsextremisten, er kam nach meinem Verständnis noch vor Tino Brandt, dem Chef des Thüringer Heimatschutzes“, so der 54-Jährige Beamte zum Wirken des Saalfelder Neonazis in den 90er Jahren. Er schilderte auch Rachhausens Flucht nach Dänemark wegen einer gefährlichen Körperverletzung und wie er ihn einige Zeit später wieder in Saalfeld aufspührte und festnahm. Durch den sog. Schäferbericht, einem Gutachten zum Verhalten der Thüringer Behörden und Staatsanwaltschaften bei der Verfolgung der sog. „Zwickauer Zelle“ wird Rachhausen selbst in die Nähe des mörderischen Trios gerückt. Sein Name taucht im Zusammenhang mit der Flucht von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt auf. Ein V-Mann des Verfassungsschutzes will erfahren haben, dass Rachhausen drei Wochen nach deren Abtauchen den unfallbeschädigten Fluchtwagen des NSU-Trios aus Dresden zurückgebracht haben soll. Ein anderer V-Mann hatte Zweifel daran, die Umstände der Flucht wurden bislang nicht abschließend geklärt. Das Fahrzeug gehörte ursprünglich Ralf Wohlleben aus Jena, welcher beschuldigt wird dem Trio Waffen übergeben zu haben und derzeit in Untersuchungshaft sitzt.
Nach einer Pressekonferenz zur NSU im November 2011 hatte Rachhausen gegen Katharina König, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag für Jugendpolitik, Netzpolitik und Antifa, Klage eingereicht. Katharina König hatte in der Konferenz daraufhin gewiesen, dass sich in der Vergangenheit neben Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Bönhardt bereits auch andere Thüringer Nazis im Untergrund versteckten. So unter anderem der Saalfelder Andreas Rachhausen, der auch heute noch Neonazis, Freie Netze und die NPD unterstützt. Rachhausen bestritt die Vorwürfe. Nach einem Verfahren vor dem Landgericht Erfurt, wurde seine Klage am 23. Februar 2012 abgewiesen. Rachhausen hatte während der Beweisaufnahme in einer eidesstattlichen Versicherung eingeräumt, der NPD Thüringen 2009 ihr Wahlkampfmobil gefertigt und zur Verfügung gestellt zu haben. Außerdem gestand er, das Rechtsrock-Konzert am 5. Dezember 2009 in Saalfeld mit 100 Neonazis und Hooligans auf Wunsch seiner Mitarbeiter als „HERA“-Betriebsfeier organisiert in Saalfeld zu haben. Die rechte Hooligan-Band „Kategorie C“ aus Bremen hätte für ihn als Veranstalter sogar kostenlos gespielt, da sie dort ihre Musik verkaufen durfte. Nachdem Rachhausen bereits im ersten Verfahren verlor, will er es nun noch einmal versuchen und verklagt Katharina König erneut in der selben Angelegenheit. Foto oben: Rudolf Hessmarsch 1992 in Rudolstadt mit 2.000 Neonazis, von Rachhausen mitorganisiert. Foto unten: Aufnahmen von Youtube, Rachhausens Kategorie-C Konzert einem Firmengelände in Saalfeld.
Unterdessen hat auch die innenpolitische Sprecherin im Thüringer Landtag, Martina Renner, eine Kleine Anfrage bei der Thüringer Landesregierung eingereicht um sich nach den neonazistischen Umtrieben des Saalfelder Unternehmers seit den 90er Jahren zu erkundigen. Die Anfrage kann hier heruntergeladen werden.
Aktualisierung: Rachhausen ist im April 2013 als Verfassungsschutz-Informant aufgeflogen, er hat in einer Polizeivernehmung eingeräumt, den NSU-Fluchtwagen nach Thüringen zurückgefahren zu haben. Mehr und aktuellere Infos über ihn haben wir hier zusammengestellt.