Anlässlich des zweiten Aktionstages gegen Hasspostings im Internet wurden heute bundesweit Durchsuchungen wegen überwiegend politisch rechts motivierter Volksverhetzungen gegen 36 Beschuldigte in mehreren Bundesländern vollstreckt, darunter auch in Thüringen. „Volksverhetzung, rassistische Gewaltaufrufe und das Verherrlichen des Nationalsozialismus sind keine Kavaliersdelikte und gehören konsequent geahndet. Es ist ein wichtiges Signal, dass die für Hasspostings Verantwortlichen erkennen, dass ihr Handeln offline wie online nicht folgenlos bleibt sondern Konsequenzen hat“, sagt Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Linksfraktion.
Die Abgeordnete verweist darauf, dass die heutige Razzia nur die Spitze des Eisberges trifft: in den letzten zwei Jahren gab es alleine in Thüringen etwa 800 „Hasskriminalität“-Straftaten, die den Behörden bekannt wurden, eine große Dunkelziffer wird gar nicht zur Anzeige gebracht. Dabei bezieht sie sich auf aktuelle Zahlen der Landesregierung, die sie auf zwei Kleine Anfragen zum Thema in den letzten Wochen erhalten hat. Demnach wurden im Jahr 2015 insgesamt 419 Straftaten im Themenfeld Hasskriminalität registriert, im Jahr 2016 weitere 363 Fälle. Zahlen für 2017 lagen noch nicht vor. Fast jede zweite Tat war ein Volksverhetzungsdelikt.
König-Preuss weiter: „Der symbolische nunmehr zweite Aktionstag ist sinnvoll, um auf das Problem Hatespeech aufmerksam zu machen. Es braucht aber einen kontinuierlich hohen Verfolgungsdruck, um gerade auch Mehrfach- und Wiederholungstätern zeitnah deutlich zu machen, dass das hohe Gut der Meinungsfreiheit dort endet, wo die Rechte anderer verletzt werden. Voraussetzung dafür ist auch ein entsprechendes Agieren der Gesellschaft von ‚counterspeech‘ bis Strafanzeige, um gegen solchen online verbreiteten Hass vorzugehen.“ Die Abgeordnete erinnert daran, dass beim ersten bundesweiten Aktionstag im letzten Jahr ein Nordthüringer AfD-Unterstützer von der Razzia betroffen war, der zugleich Mitglied einer Bürgerwehr ist. Er hatte u.a. zum Anzünden einer Asylunterkunft aufgerufen und Geflüchtete rassistisch beleidigt sowie zur Gewalt gegen sie aufgerufen.
König-Preuss appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger: „Wenn Sie mögliche strafbare rassistische, homophobe und antisemitische Hasskommentare im Internet feststellen, solche, die den Nationalsozialismus verherrlichen oder zur Gewalt aufrufen, dann fertigen Sie einen Screenshot an, notieren Sie sich den Link, die Zeit und ggf. Angaben zum Verursacher und zeigen Sie diese direkt bei der Polizei an, damit diese auch aktiv werden kann.“ Die Anzeige kann per Brief oder Email erfolgen.
Die Abgeordnete verweist auch auf eine Kleine Anfrage an die Landesregierung, in der das Innenministerium alle Email-Kontaktadressen der Thüringer Polizeibehörden gelistet hat. Diese findet sich hier (PDF).
Weitere Anfragen an die Landesregierung und die Antworten zum Thema Hatespeeche gibt es hier.