„Die extrem rechte Szene richtet sich zumindest in Teilen auf ein Verbot der NPD noch in diesem Jahr ein und bringt die AfD als Ersatz dafür in Stellung“, berichtet Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Während die AfD, wie zuletzt in Jena am 20. Januar, gemeinsam mit Neonazis demonstriere, schwöre ein führender, in Thüringen aktiver Neonazi die Szene bereits auf die Auswirkungen des NPD-Verbotsverfahrens ein. Der aus Bayern stammende NPD-Kreisvorsitzende Patrick S. habe am 22. Januar in einem Videoclip mit dem Titel „Vlog 9“ davon gesprochen, dass vermutlich noch dieses Jahr mit einem Verbot der NPD zu rechnen sei. Er habe in diesem Zusammenhang seine Solidarität mit der AfD bekundet. Auch „wenn es da politische Unterschiede“ gebe, rate er der Szene, sich mit der AfD zu vernetzen, „nehmt Kontakt mit euren AfD-Gruppen auf!“, zitiert die Abgeordnete Äußerungen von Patrick S.. Weiterlesen:
S. sei seit einigen Jahren in Thüringen aktiv, ihm gehöre das europaweit in der Neonazi-Szene verbreitete Modelabel „Ansgar Aryan“ (wütender Arier), er sei Mitorganisator und Moderator der Sügida-Demonstrationen gewesen und habe am 23. Mai das größte Neonazi-Konzert der letzten Jahre in Thüringen, zu dem ca. 1.500 Teilnehmer nach Hildburghausen kamen, veranstaltet. S. betreibe mit „fsn.tv“ auch den ersten Online-TV-Kanal in der Neonazi-Szene. Seit die bayerische Landeszentrale für neue Medien im Herbst 2014 weitere Sendungen untersagt habe, gebe er nur noch kurze mehrminütige Videoclips heraus, die eine mitunter tausendfache Reichweite in der Szene hätten.
„Spätestens seit die AfD im letzten Jahr ihre Herbstoffensive mit Demonstrationen in Thüringen begonnen hat, ist sie auch begehrter Anlaufpunkt von Teilen der Thüringer Neonazi-Szene geworden“, so die Abgeordnete König, die auf eine Teilnahme von bekannten Personen der extremen Rechten im dreistelligen Bereich an Versammlungen der AfD in Erfurt verweist. „Unter den Teilnehmern der AfD-Demonstration am letzten Mittwoch in Jena waren neben so genannten ‚besorgten Bürgern‘ auch diverse bekannte rechte Hooligans, Neonazis, Mitglieder der Identitären Bewegung, Personen aus dem Thügida-Organisationsteam, ehemalige Mitglieder des Thüringer Heimatschutzes, ein Landevorstandsmitglied der Partei Die Rechte sowie mehrere kommunale Mandatsträger der NPD“, berichtet die Abgeordnete und verweist exemplarisch auf den Rudolstädter NPD-Kreistagsabgeordneten Matthias B., der Björn Höcke vor der Bühne zujubelte. „Zwar orientieren sich seit der verpatzten Landtagswahl Teile der Thüringer Neonazi-Szene auch in Richtung neuer Kleinstparteien, wie ‚Der Dritte Weg‘ und ‚Die Rechte‘, die AfD funktioniert mit ihrer zunehmend offen zur Schau getragenen völkischen und rassistischen Ausrichtung aber weiter als Magnet für Neonazis. Zumindest ein erheblicher Teil der extremen Rechten scheint sich dort pudelwohl zu fühlen“, so Katharina König abschließend.