Katharina König-Preuss (Die Linke): Erinnerung braucht Anerkennung – Erster Gedenktag für die Opfer rechter Gewalt in Erfurt ist ein wichtiges Zeichen

Am Sonnabend, 18. Oktober 2025, findet in Erfurt erstmals ein Gedenktag für die Opfer rechter Gewalt statt. Unter dem Motto „Erinnern heißt handeln“ laden zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine und Engagierte von 12:00 bis 20:00 Uhr auf den Domplatz ein. Geplant sind Redebeiträge, Podiumsdiskussionen, Workshops, Stadtführungen und Angebote zum Austausch und gemeinsamen Gedenken.

Dazu erklärt Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag: „Der Gedenktag ist ein wichtiges Zeichen. Er trägt die Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und das Gedenken an ihre Opfer in die Stadt und schafft damit einen Raum für gemeinsamen Austausch. Damit wird nicht nur ein wichtiges politisches Zeichen gesetzt, sondern auch direkt dem gesellschaftlichen Rückzug entgegengewirkt, der für Betroffene oft eine der Folgen rechter Gewalt ist. Solche Initiativen aus der Zivilgesellschaft sind ein wichtiges Zeichen und ein Vorbild, auch für andere Orte in Thüringen. In den letzten Jahren haben rechte und rassistische Gewalttaten in Thüringen ein Ausmaß erreicht, das uns alle alarmieren muss. Diese Entwicklung zeigt, dass der Nährboden für Hass und Gewalt weiterwächst und zu lange unterschätzt wurde. Der parlamentarische Arm der rechten Straßenschläger – die AfD – liefert dazu nicht nur die ideologischen Rechtfertigungen und heizt die Täter weiter an, sondern wirkt längst arbeitsteilig mit ihnen zusammen. Die Einschüchterungsversuche der AfD gegenüber der demokratischen Zivilgesellschaft, ihren Vereinen und Verbänden ist Teil des Angriffs auf ein friedliches und demokratisches Zusammenleben der Menschen in Thüringen.“

Die Abgeordnete verweist darauf, dass seit 1990 in Erfurt mindestens drei Menschen durch rechte Gewalt getötet wurden: Heinz Mädel, Ireneusz Szyderski und Hartmut Balzke. „Keines dieser Opfer ist bisher von staatlichen Stellen als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Obwohl der Thüringer Landtag 2018 auf Antrag von Rot-Rot-Grün eine Studie zur Überprüfung solcher Fälle beschlossen hat und diese längst fertiggestellt ist, ist sie immer noch nicht veröffentlicht. Das Innenministerium muss endlich die Ergebnisse der Studie zu den Todesopfern veröffentlichen und, wie zugesagt, im Nachgang auch die staatliche Anerkennung weiterer Todesopfer rechter Gewalt vornehmen. Oft können Angehörige nur so einen Abschluss finden“, erklärt König-Preuss.

Nach Angaben der Opferberatungsstelle ezra gibt es in Thüringen seit 1990 mindestens zwölf Todesopfer rechter Gewalt. Staatlich anerkannt ist bislang nur eines.

2024 registrierte ezra zudem über 200 rechte, rassistische und antisemitische Angriffe. Das ist ein Höchststand seit Beginn der Dokumentation, dazu die Abgeordnete: „Diese Zahlen zeigen erschreckend, dass rechte Gewalt kein Randphänomen ist, sondern eine akute gesellschaftliche Herausforderung. Erinnerung bedeutet Verantwortung und Verantwortung heißt, nicht zu schweigen, sondern zu handeln.“

Katharina König-Preuss wird im Rahmen des ersten Erfurter Gedenktags für die Opfer rechter Gewalt von 14 bis 16 Uhr an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die staatliche Anerkennung von Todesopfern rechter Gewalt – Folgen für Hinterbliebene und Herausforderungen im Prozess“ teilnehmen. An der Diskussion nehmen außerdem Franziska Schestak-Haase von der Beratungsstelle ezra und der Journalist und Autor Dirk Laabs teil. Moderiert wird das Podium von Heike Kleffner, Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

Der Gedenktag findet am Sonnabend, den 18.10.2025, von 12 bis 20 Uhr auf dem Erfurter Domplatz statt. Es gibt ein umfangreiches Programm mit Redebeiträgen. Workshops, Podiumsdiskussionen einer Stadtführung und anderen Möglichkeiten, sich zu informieren, sich auszutauschen und zu gedenken.

Das vollständige Programm ist abrufbar unter www.blindeflecken.com.

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