Heute ist Internationaler Roma Tag. Roma und Sinti sind die größte Minderheit Europas. Sie werden auf dem gesamten Kontinent aufgrund jahrhundertealter Vorurteile ausgegrenzt und benachteiligt. Dieser Rassismus gegen Sinti und Roma, der Antiziganismus, hat in den vergangenen Jahren europaweit wieder stark zugenommen und eine neue Dimension erreicht. Auch in Deutschland sind die seit vielen Generationen hier beheimateten Sinti, die in den letzten Jahrzehnten zugewanderten und die derzeit asylsuchenden Roma verschiedenen Ausprägungen des Antiziganismus in allen Lebensbereichen ausgesetzt. Im Süden und Osten Europas leben die meisten Roma infolge des Antiziganismus in bitterer Armut. Bildung, die Chance auf Arbeit und Teilhabe an der Gesellschaft werden ihnen weiterhin verwehrt. Sie erleben ständige Anfeindungen und gewaltbereiten Hass bis hin zur Zerstörung ganzer Siedlungen und zum Mord. Von der Flucht in die Staaten Kerneuropas erhoffen sie sich ein menschenwürdiges und sicheres Leben. Doch stoßen sie hier erneut auf Antiziganismus. In der Flüchtlingsdebatte werden Roma zu Sündenböcken für die Überforderung der europäischen Gesellschaften gemacht.
Der Internationale Roma-Day erinnert daran, dass sich am 8. April 1971 erstmals 23 Repräsentanten der Roma-Minderheit aus 14 Ländern Europas in Orpington bei London trafen und den Welt-Roma-Kongress gründeten. Ziel war der Kampf um soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Diese erste internationale Vereinigung war Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins, das seinen Ausdruck in einer eigenen Hymne, »Gelem, Gelem«, einer eigenen Flagge und der Einigung auf die Selbstbezeichnung Roma fand. Der Kongress in London beförderte und stärkte die Roma-Bewegung weltweit und führte zur Gründung weiterer Roma-Organisationen mit politischem Selbstvertretungsanspruch inner- und außerhalb Europas. Seit 1971 wird der 8. April in einer Reihe von Ländern als Welt-Roma-Tag begangen.
Aus Anlass des Roma-Tags in diesem Jahr stellt das „Bündnis für Solidarität mit den Sinti und Roma Europas“ folgende Forderungen auf:
- Eine klare öffentliche Verurteilung des Antiziganismus durch die politisch Verantwortlichen in Deutschland und Europa: Alle Politikerinnen und Politiker müssen den Antiziganismus, genauso wie den Antisemitismus, aufs Schärfste öffentlich verurteilen und eine uneingeschränkte Solidarität mit den Sinti und Roma bekunden.
- Die Anerkennung von Sinti und Roma als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger und die Gewährleistung durch entsprechendes staatliches Handeln:Benachteiligungen aufgrund der ethnischen Herkunft beim Zugang zu Bildung, Arbeit, Wohnraum sowie Gesundheitsversorgung müssen beendet werden. Entsprechende öffentliche Programme müssen im Dialog und unter maßgeblicher Beteiligung von Roma und Sinti entwickelt und umgesetzt werden.Die Gewährung von Schutz für aus ihrer Heimat geflohene Roma
- Die Gewährung von Schutz für aus ihrer Heimat geflohene Roma: Da es für sie keine »sicheren Herkunftsstaaten« gibt, müssen Romaflüchtlinge als gleichberechtigte Antragsteller behandelt, deren Fluchtgründe vollständig und unvoreingenommen geprüft und die bestehenden asylrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Die gruppenspezifische Verfolgung von Roma darf bei der Prüfung der Asylgründe nicht ausgeblendet werden. Die Stigmatisierung als »Asylbetrüger« muss enden.
- Die Bekämpfung romafeindlicher Denkmuster und Verhaltensweisen in der europäischen Gesellschaft: Die einseitige, antiziganistische Berichterstattung muss einem differenzierten Blick weichen, Kultur, Politik und Medien müssen entsprechend sensibilisiert werden. Die Aufklärung über roma- und sintifeindliche Denkmuster muss Eingang in die Erziehung und Bildung finden.
- Die Würdigung des Beitrags der Sinti und Roma an den Kulturen Europas: Es ist notwendig, über die Jahrhunderte währende Geschichte der Sinti und Roma in ihren jeweiligen Heimatländern sowie ihren Anteil an der europäischen Kultur und Wirtschaft aufzuklären und daran anzuknüpfen.
Den Aufruf und weitere Informationen kann man auf der Seite romaday.org anschauen. Der Aufruf kann dort oder direkt auf change.org auch unterschrieben werden.