„Die Region um Hildburghausen und Kloster Veßra wird zunehmend zu einem Hotspot für Neonazis aus ganz Europa. So fanden innerhalb von drei Jahren mindestens 85 Veranstaltungen, Konzerte und Aktivitäten der extremen Rechten im Landkreis statt. Für 60 Fälle kann die Landesregierung auch Teilnehmerzahlen beziffern – zusammengerechnet sind das mehr als 18.000 Teilnehmer, was die Attraktivität für Neonazis verdeutlicht und zugleich ein Appell an alle Menschen in der Region, in Politik und Verwaltung sein sollte, künftig noch stärker gegen rechte Umtriebe Flagge zu zeigen und auf allen Ebenen aktiv zu werden“, so die Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag.
König-Preuss hatte die Landesregierung mit einer Kleinen Anfrage zu Aktivitäten in der Region befragt. Rechnet man die Teilnehmerzahlen aller bezifferten Veranstaltungen und Aktivitäten zusammen, so waren dies im Landkreis Hildburghausen 3.411 im Jahr 2016, bereits 5.269 im Jahr 2017 und erreichten mit 9.442 Teilnehmern ihren Höhepunkt 2017.
Steffen Harzer, Landtagsabgeordneter aus Hildburghausen, erklärt: „Mehr als 11 Aktivitäten davon in Hildburghausen, über 53 alleine in Kloster Veßra, wo nun seit bald vier Jahren ein Rückzugsort der extremen Rechten besteht. Dass die Landesregierung die extrem rechte Szene allein im Landkreis Hildburghausen auf eine Personenstärke im (unteren) dreistelligen Bereich beziffert, macht deutlich, dass das Kernproblem kein importiertes ist, sondern über Jahre in der Region wachsen und sich fortentwickeln konnte. Dieser Tendenz können wir nur entgegenwirken, wenn auch Politik und Verwaltung sich glaubhaft dagegen positionieren und auch alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, die zur Verfügung stehen.“
König-Preuss und Harzer verweisen darauf, dass bereits in den nächsten Wochen mehrere Neonazi-Musikveranstaltungen in der Region geplant sind, die am 5. und 6. Juli in einer erneuten Großveranstaltung mit Teilnehmern im vierstelligen Bereich gipfeln soll. Bei den letzten Großveranstaltungen wurden tausende Neonazis aus ganz Europa in die Region gelockt.
König-Preuss abschließend: „Zwischen 2015 und 2017 wurden im Landkreis Hildburghausen zudem 253 extrem rechte Straftaten gezählt, davon allein 91 in der Stadt Hildburghausen. Das unterstreicht, dass Neonazis eben nicht nur, wie manche offenbar glauben, nur harmlos auf einer Wiese feiern, sondern Kriminelle sind, die zudem eine gefährliche Ideologie verbreiten, allen voran der Neonazi Tommy Frenck, der wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt wurde und nach eigenen Angaben gemeinsam mit 40 Anhängern zur Kreistagswahl kandidieren will. Hier braucht es einen klaren Konsens der demokratischen Fraktionen gegen die extreme Rechte auch auf kommunaler Ebene.“
Hier die Antwort auf die Anfrage. Weitere Antworten zu Landkreisen und Städten finden sich hier.