Der Schultrojaner ist eine Schnüffel-Software, die auf mindestens einem Prozent aller Schulrechner installiert werden soll. Dieses Programm soll überwachen, ob sich auf dem Schul-Computer Material befindet, das kopiert wurde und mit dem gegen das Urheberrecht verstoßen wurde.
Vor ein paar Tagen hat das Blog Netzpolitik in einem Vertrag den Passus entdeckt, der es Schulbuchverlagen erlauben würde, Überwachungstrojaner auf Schulrechnern zu installieren. Der Blogeintrag hat für viel Aufsehen gesorgt, wir haben bereits in der Webschau vom 01. November darüber berichtet. Seitdem ist einiges passiert.
Kritik vom Lehrerverband
Einige Blogger verlangen nun Rede und Antwort, inzwischen gibt es nach dem Feiertag am Dienstag auch die ersten Stellungnahmen von Politikern und Verbänden. Auf dem Online-News-Portal golem.de zum Beispiel ist zu lesen, dass sich der Lehrerverband kritisch geäußert hat.
Die Landtagsabgeordnete Katharina König von der Linkspartei hat in Thüringen eine kleine Anfrage gestellt, die Piratenpartei Berlin an den dortigen Senat sogar eine große Anfrage. In beiden Fällen werden in etwa die selben Fragen gestellt.
Reaktionen der Verantwortlichen
Spiegel Online dokumentiert einige der Antworten. Da liest man, dass der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz Bernd Althusmann von der CDU sagt, dass es sich einerseits nicht um geheimes Eindringen in die Computer von Schulen handelt, und andererseits müsse man auch Verständnis für die Verlage haben, die verhindern wollen, dass ihre Bücher überwiegend in kopierter Form genutzt würden.
Wie häufig die Werke tatsächlich kopiert werden, ist nicht eindeutig. Auf der Website des Verbands der Bildungsmedien ist lediglich zu lesen, dass den Verlagen durch nicht zulässige digitale und analoge Kopien jährlich ein großer Schaden entstehe.
Schulbuch-Geschäft scheint gut zu laufen
Der bloggende Lehrer Torsten Larbig sieht das etwas anders. Er schreibt auf seinem Blog, dass die Schulbuchverlage für Kopienrechte dieses Jahr 7,3 Millionen Euro bekommen, im Jahr 2014 sollen es 9 Millionen Euro sein. Das sei eine Steigerungsrate von 20 Prozent in drei Jahren.
Larbig schreibt: „Außerdem scheint es so zu sein, dass das Copyright in großem Maße eingehalten wird. So weist allein die Klett-Gruppe für 2010 einen Umsatz von 465,3 Millionen Euro aus. Und zur Jahresbilanz 2009 der Klett-Gruppe hieß es: ‚Erfreulich entwickelte sich auch das Geschäft mit Schulbüchern, das weiterhin die stärkste Säule der Klett Gruppe ist.'“
Laut Larbig ist also nicht davon auszugehen, dass massenhaft Urheberrechtsverletzungen begangen würden, die es rechtfertigen, „Lehrer unter Generalverdacht zu stellen“.
Quelle und Radiobeitrag zum hören gibt es hier