Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an den Genozid an Sinti:zze und Rom:nja am 2. August erklärt Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus und Antirassismus sowie Migrationspolitik der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag: „Wir gedenken der Sinti:zze und Rom:nja, die im nationalsozialistischen Deutschland und in den von Deutschland besetzten Teilen Europas verfolgt, erniedrigt und ermordet wurden.“
„Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten und die Opfer nicht zu vergessen, bleibt eine dringliche Aufgabe“, betont König-Preuss. „Gerade in Zeiten, in denen antiziganistische Vorurteile und Diskriminierungen in unserer Gesellschaft weiterhin tief verankert sind, müssen wir entschlossen handeln.“ Die Abgeordnete verweist auf den aktuellen Fall eines offenkundig rassistischen Richters in Gera, der in einer Facebook-Gruppe u.a. Sinti und Roma antiziganistisch als „Rotationseuropäer mit Eigentumszuordnungsschwäche“ diffamierte. „Dass ein Richter solche antiziganistischen Positionen vertritt, die meines Erachtens den Verdacht der Volksverhetzung erfüllen, erfordert ein schnelles, konsequentes und deutliches Handeln der Zuständigen.“
Aktuelle Studien wie die „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung oder die Leipziger Autoritarismus Studie zeigen, dass Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber Sinti:zze und Rom:nja nach wie vor weit verbreitet sind. Sie bestätigen damit die einzige repräsentative Erhebung, die sich ausschließlich mit Einstellungen gegenüber Sinti:zze und Rom:nja befasst, und die bereits 2014 von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlicht wurde. Schon damals zeigte sich: Etwa jede*r dritte Deutsche will keine Sinti:zze und Rom:nja als Nachbarn. Rund neun Prozent der Befragten zeigen ihnen gegenüber eine „starke“ Abneigung, 16 Prozent eine „mittlere“ Abneigung. Laut der Studie wird keine andere Minderheit so stark abgelehnt wie diese Gruppe. „Anscheinend hat sich seither nichts geändert, oder es ist gar schlimmer geworden, wie das Lautwerden antiziganistischer Stereotype im Rahmen von innereuropäischen Fluchtbewegungen mit konkret-negativen Auswirkungen, bspw. bei der Wohnungssuche, zeigt“, bedauert die Abgeordnete. „Es ist notwendig“, betont die Fachpolitikerin, „sich der rassistischen Diskriminierung von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland und Europa jederzeit und überall entgegenzustellen. Staat und Gesellschaft müssen klare Zeichen setzen und einer Abwertung und Entmenschlichung von Sinti:zze und Rom:nja entschieden entgegentreten. Dies bedeutet auch, Deutschlands historischer Verantwortung gerecht zu werden und diese Personen selbstverständlich in Deutschland aufzunehmen“.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden 4300 Sinti:zze und Rom:nja – vor allem Frauen, Kinder und Alte – in Auschwitz ermordet. Das Europäische Parlament regte 2015 an, den 2. August als Gedenktag einzuführen. „Dieser Tag mahnt uns, dass die Ideologie des Nationalsozialismus nicht Vergangenheit ist und wir wachsam bleiben müssen, um solche Gräueltaten nie wieder zuzulassen,“ so König-Preuss abschließend.