Rede von Katharina König-Preuss zum 10 Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU

Text zur Rede:

Danke schön, Frau Präsidentin. Danke schön an die SPD, insbesondere an Dorothea Marx, für die Aktuelle
Stunde, die wir heute hier haben.

Mir fällt schon auf, dass in keinem der Redebeiträge vorher auch nur ein Name der Ermordeten genannt
wurde und gleichzeitig darüber gesprochen wird, keinen Schlussstrich zu ziehen, und die Namen der Ermor-
deten nicht in unser Bewusstsein übergegangen sind. Deswegen will ich die Namen wenigstens einmal sa-
gen: Enver SimSek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kill?, Mehmet Turgut, Ismail Yasar,
Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat. Michelle Kiesewetter. Dorothea Marx hat vorhin von
elf Menschen gesprochen. Zehn wurden ermordet, ein Elfter ist zwischenzeitlich an den Spätfolgen verstorben, Herr Özer, der in der Keupstraße in Köln bei dem Sprengstoffanschlag schwer verletzt wurde.
Es wird darüber gesprochen, keinen Schlussstrich zu ziehen, und gleichzeitig geht mir die ganze Zeit durch
den Kopf: Ich war gemeinsam mit Madeleine Henfling am 04.11. mit Semiya Simsek hier in Thüringen unter-
wegs und auch am 05.11. und am 06.11. noch. Bis heute hat sich kein Einziger der damals beteiligten Poli-
zeibeamten bei ihr entschuldigt. Kein Einziger, weder jemand aus Thüringen, die mitverantwortlich sind für
die Nichtfeststellung der drei im Untergrund, für die Ermittlungen bei der Suche nach den Dreien, noch ir-
gendeiner der beteiligten Polizeibeamten, die in der dann eingerichteten BAO eingesetzt waren – niemand.
Niemand aus den Sicherheitsbehörden, von den Verfassungsschutzbehörden – keiner. Kein Innenminister,
niemand hat sich bei ihr entschuldigt bis heute. Ich finde das krass, ich finde das richtig krass.
Wir stellen uns hier hin und reden darüber, keinen Schlussstrich zu ziehen, und sind nicht mal in der Lage
dazu, denen, gegen die rassistische Ermittlungen durchgeführt wurden, auch eine Entschuldigung auszu-
sprechen, wenn wir selbst in irgendeiner Form damals mitbeteiligt, verantwortlich eingesetzt waren. Es geht
nicht darum, Schuld damit einzugestehen, sondern Verantwortung zu übernehmen.

Ich will gar nicht über das reden, was hier der eine da erzählt hat, das war einfach in großen Teilen wirklich
Quatsch. Es ist hier hervorgehoben worden die zum 10. Jahrestag stattgefundene bundesweite Organisation
von unter anderem kulturellen bildungspolitischen Veranstaltungen. Ja, da waren schon wirklich gute Veran-
staltungen mit dabei, aber ganz im Ernst: Ich sage nicht an erster Stelle Danke an diejenigen, die zum
10. Jahrestag mit viel staatlichen Fördermitteln unterstützt Aktivitäten auf die Beine gestellt haben, sondern
ich sage Danke an die Antifaschisten und Antifaschistinnen, die seit mehr als zehn Jahren und seit zehn
Jahren insbesondere im -Komplex versuchen, zur Aufklärung, und zwar zu einer transparenten Aufklä-
rung beizutragen, an erster Steile NSU-Watch, an zweiter Stelle „NSU-Komplex auflösen“, aber genauso
auch den ganzen kleinen antifaschistischen Recherchegruppen bis hin zu den antifaschistischen Magazinen.
Denen sollte unser Dank gelten, weil die diejenigen sind, die wirklich keinen Schlusssfrich ziehen.

Neben der immer noch nicht stattgefundenen Umsetzung der Forderungen, auch der gemeinsamen Forde-
rungen, Herr Kellner, aus den beiden NSU-Untersuchungsausschüssen oder auch aus der Enquete-Kom-
mission Rassismus. die auch unter der rot-rot-grünen Landesregierung bisher nicht konsequent umgesetzt
wurden und werden – dazu gehört auch die endlich zu erfolgende Umsetzung der Studie zu Todesopfern
rechter Gewalt, die seit drei Jahren noch nicht erfolgt ist -, gibt es noch ein paar andere Sachen.
Wir haben als Fraktion Die Linke im Kontext des zehnten Jahrestags ein Maßnahmenpapier mit 20 Punkten
veröffentlicht. Ich will nur kurz zwei Punkte erwähnen, die wir für sehr wichtig halten. Das eine ist das endlich
einzuleitende Verbotsverfahren gegen die und , aber genauso auch gegen den Verein Ge-
dächtnisstätte e. V. mit Sitz in Guthmannshausen, um zum einen den militanten und zum Zweiten den ideo-
logischen Grundlagen sozusagen endlich auch die weiteren Wirkungsmöglichkeiten zu entziehen. Das halten wir für notwendig. Darüber hinaus
halte ich es für notwendig – letzter Säte -, dass die Ministerien vielleicht auch mal schauen, an wen sie Aufträge vergeben und mit wem sie zusammenarbeiten und ob es wirklich notwendig ist, Aufträge an Firmen zu
erteilen, in denen Unterstützer des NSU-Kerntrios arbeiten oder die sogar Unterstützern des NSU-Kerntrios
gehören oder ob man da nicht mit einer höheren Sensibilität vorgehen könnte und sagen könnte, kein
Schlussstrich bedeutet auch keine Unterstützung von Unterstützern des NSU.

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