Anfang Mai, das ist re:publica-Zeit: bereits zum zehnten Mal findet in Berlin 2016 die netzpolitische Konferenz statt. Vom Haskala ist Stefan vor Ort und berichtet hier:
„Der erste Tag fing bereits überraschend an: Schon eine Stunde vor der Eröffnung waren sehr viele Leute im Innenraum der re:publica-Lokation, viel mehr als sonst. Insgesamt haben sich für die drei Tage diesmal 8000 Menschen angemeldet, was einene neuen Rekord darstellt. Natürlich waren viele auch pünktlich da, um sich die Enthüllungen der #TTIP-Dokumente anzuschauen, die Greenpeace zur Verfügung stellt und auf die alle bereits lange gewartet haben – allerdings war das Interesse so groß, dass noch weit über hundert Menschen nicht in den viel zu kleinen Raum hinein konnten, in dem die Vorstellung stattfand. Leider wurde auch ich abgewiesen, so dass ich zum Inhalt im Moment nicht mehr sagen kann, als von den reichlich vertretenen Presseleuten veröffentlich wird.
Wer in die netzpolitische Diskussion gerade erst einsteigt, dem sei die Eröffnungskeynote ans Herz gelegt, die den derzeitigen Stand sehr gut zusammenfasst. Es geht in der Netzpolitik darum, was für ein Internet, was für eine digitalisierte Welt wir wollen. Und Eben Moglen und Mishi Choudhary machten mit sehr eindringlichen Worten klar, dass sich im Moment ein Netz entwickelt, das wir so nicht wollen können. Das Video gibt es hier:
Unterstrichen wurde an diesem ersten Tag an vielen Stellen, wie wichtig die Glasfasertechnologie als Infrastruktur ist. Viel zu lange, so hielten mehrere Redner fest, sei in Deutschland auf die Kupferkabel gesetzt worden. „Wir brauchen viel mehr Glasfaser im Boden.“ war denn auch der Kernsatz, als es um die Anforderungen der mobilen Konektivität geht. Denn auch für mobiles Internet ist die Glasfasertechnologie die zentrale Grundlage, weil sie symetrische Geschwindigkeiten im Up- und Download zulässt und sehr geringe Latenz-Zeiten bietet.
Überwachung im Internet ist das nächste große Thema des ersten Tages, aber natürlich auch ganz grundsätzlich bewegt. Das Video zum Haupttalk dieser Thematik gibt es hier:
Die Forderung nach einer Überwachungsgesamtrechnung, die einmal alle Maßnahmen aufführt und beleutet, in welchem Umfang wir eigentlich von den vielen unterschiedlichen Stellen insgesamt überwacht werden, ist mehr als berechtigt – und längst überfällig. Spannend war auch der Vortrag von Kate Crawford, die mit ihrer Frage nach dem „personal terrorism credit score“ die Problematik der undurchsichtigen Algorhitmen anführte. Dabei unterstrich sie, dass wir solchen Bewertungsmechanismen bereits jetzt unterliegen – oft, ohne es überhaupt zu wissen, ohne die genaue Datengrundlage zu kennen und gegebenenfalls auch korrigieren zu können, ohne dass wir (und das schließt die Ersteller dieser Algorithmen ein) wissen, wie diese Berechnungen überhaupt zu ihrem Ergebnis kommen. Das Video gibt es hier:
Eine spannende Diskussion versprach die Frage danach, inwiefern „Roboter“ (worunter auch automatisierte Prozesse gehören) uns die Arbeit „wegnehmen“ werden und was das für uns bedeutet. Das ist insbesondere aus linker Sicht eine wichtige Diskussion für die nahe zukunft, wie ein Teilnehmer mit seinem Hinweis unterstrich, dass es ja darum gehen müsse, den Produktivitätsfortschritt zu sozialisieren. In den bisherigen industriellen Revolutionen haben die Gewerkschaften maßgeblich diese Funktion übernommen, doch es ist fraglich, ob sie diese Rolle auch bei der Digitalisierung spielen können. Das ist definitiv ein Thema, in dem sich linksdenkende Menschen einbringen müssen.