20 Jahre nach den Pogromen in Hoyerswerda

Bildquelle: Umbruch BildarchivIm September 1991 kam es im sächsischen Hoyerswerda tagelang zu Angriffen auf Wohnheime von AsylbewerberInnen und GastarbeiterInnen. Ein Mob von Neonazis und BürgerInnen terrorisierte die BewohnerInnen der beiden Heime, bis schließlich eine Evakuierung nötig war. Die Sicherheit der in Hoyerswerda lebenden MigrantInnen war nicht mehr gewährleistet. Dieses erste rassistische Pogrom nach 1945 war der Auftakt einer ganzen Reihe von Übergriffen, u.a. in Rostock, Mölln und Solingen, bei denen mehrere Menschen mit Migrationshintergrund getötet wurden – dies konnten auch die Lichterketten empörter BürgerInnen nicht verhindern.Die Pogrome fanden in einem von Nationalismus geprägtem gesellschaftlichen Klima kurz nach der deutschen Vereinigung statt, in dem kaum eine Partei im Wahlkampf auf rassistische Parolen („Asylmissbrauch stoppen“ – CDU) verzichtete und nicht nur die Springer-Presse gegen AsylbewerberInnen hetzte. Um den „inneren Frieden“ nicht zu gefährden reagierte der Bundestag schließlich auf die Überfälle der RassistInnen, in dem das Grundrecht auf Asyl abgeschafft und aus dem Grundgesetz entfernt wurde. Die dazu notwendige Zweidrittelmehrheit erreichte die damalige Regierungskoalition aus CDU und FDP mit den Stimmen der von Oskar Lafontaine geführten SPD-Opposition. Auch Opfer rassistischer Ausschreitungen wurden in der Folge abgeschoben und den Tätern somit Genugtuung verschafft.

 

Wir wollen an die Pogrome erinnern und den gesellschaftlichen Kontext – der im Hinblick auf aktuelle Integrationsdebatten nicht an Brisanz verloren hat – kritisch rekonstruieren und die weitreichenden Folgen der rassistischen Ausschreitungen beleuchten sowie die Entwicklungen und Konsequenzen für die antifaschistische Bewegung diskutieren.

Veranstaltungen:

Freitag, 16.09.2011, 19 Uhr im Haskala Saalfeld

Film: „Das Hoyerswerda Syndrom“ und „Viele habe ich erkannt“-Gedächtnisprotokoll eines mosambikanischen Kontraktarbeiters aus Hoyerswerda

 

Donnerstag, 22.09.2011, 20 Uhr (nach KÜFA) im Haskala Saalfeld

Film: „The truth lies in Rostock“- Die Polizei schaut zu, als Faschisten die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZAST) und ein Wohnheim von vietnamesischen Vertragsarbeitern mit Molotowcocktails bombardieren. Eine Montage von Videomaterial, gedreht aus den angegriffenen Häusern heraus, Interviews mit Anti-FaschistInnen, den vietnamesischen VertragsarbeiterInnen, der Polizei, mit Bürokraten, Neonazis und Anwohnern. Eine Dokumentation über das heimliche Einverständnis der Politik und über die verbreitete Angst.

 

Freitag, 30.09.2011, 19 Uhr im Haskala Saalfeld

Podiumsdiskussion: Pogrom und Reaktion – wie Politik, Gesellschaft und die antifaschistische Linke auf die rassistischen Pogrome reagierten.

Podiumsdiskussion mit dem Antifaschisten N., der sich damals auf den Weg machte, um die Pogrome zu stoppen und Steffen Dittes (Flüchtlingsrat Thüringen u.a.) zum politischen Klima und den Konsequenzen

 

Siehe auch: Initiative Pogrom ’91

 

Der Eintritt ist frei.

Mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben