Erfurt. „Rassistische Kontrollpraxis. Herr Fiedler, Sie haben mich richtig verstanden.“ Katharina König von der Linken hatte in der Debatte zur Lockerung der Residenzpflicht der Thüringer Polizei dieses Vorgehen vorgeworfen. Prompt erklang lauter Protest aus der letzten Reihe der CDU-Fraktion. Innenexperte Wolfgang Fiedler wies die Behauptung zurück und forderte einen Ordnungsruf. „Unerhört. Das ist unerhört“, tobte er. Sein Fraktionschef Mike Mohring beantragte eine Ältestenratssitzung und Unterbrechung der Plenardebatte.
Zuvor war der SPD-Abgeordnete Peter Metz der Rednerin noch beigesprungen. Sie versicherte auf dessen Nachfrage, dass nicht der einzelne Polizist rassistisch sei, sondern vielmehr das System. So seien aufgrund des Festhaltens an der gesetzlichen Residenzpflicht für Asylbewerber im Freistaat häufigere Kontrollen von Menschen mit dunkler Hautfarbe durch die Polizei zu beobachten.
Der Ältestenrat tagte länger als eine Stunde, ohne eine echte Handhabe gegen die Äußerung der Abgeordneten zu haben. „Das Gremium kann eine Abgeordnete weder rügen noch zwingen, sich zu entschuldigen“, erklärte anschließend Landtagssprecher Detlef Baer.
Wieder im Saal, kündigte Katharina König lediglich eine persönliche Erklärung für den späten Abend an.
Wer eine Entschuldigung erwartet hatte, wurde enttäuscht. „Die Residenzpflicht führt zu einer rassistischen Kontrollpraxis. Eine Entschuldigung von mir ist für diese Aussage weder notwendig, noch sachgerecht“, bekräftige Katharina König ihre Äußerungen aus der Sitzung.
Für ihren Fraktionschef Bodo Ramelow ein folgerichtiger Entschluss. „Sie hat die Polizei nicht beleidigt“, meint er. Mit Entsetzen reagierte die Gewerkschaft der Polizei auf die Vorwürfe. LandesvorsitzenderMarco Grosa wies den Rassismusverdacht am Abend ganz entschieden zurück. Da hatte Fiedler den Landtag aus Protest bereits verlassen.