Zur Buchlesung im Haskala „Die kollektive Unschuld“ II

“Wir weinten vor Freude, als wir den roten Schein am Himmel sahen. Dresden brennt, die Alliierten sind nicht mehr weit!“
(Ein Überlebender des Ghettos Theresienstadt)

In Vorbereitung auf die Naziaufmärsche in Dresden fand in mehreren Städten eine von Linksjugend [’solid] organisierte Buchlesungsreihe zum Thema: „Die kollektive Unschuld – Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde“ mit dem Autor Gunnar Schubert statt. Hintergrund und Ziel der Veranstaltungsreihe war es, Argumente der Nazis aber auch größerer Teile der Dresdner BürgerInnen mit Fakten zu widerlegen und damit verbunden eine inhaltliche Auseinandersetzung zum „Opfermythos Dresden“ zu beginnen. Schubert lieferte Fakten gegen die laut Zeitzeugenerinnerungen stattgefundenen Bombardierungen durch Tiefflieger, entzauberte den Mythos von durch Phosphor brennenden Tieren des Dresdner Zoos sowie das Klischee der „unschuldigen Kunst- und Kulturstadt Dresden“. Anschaulich stellte er die Bedeutung Dresdens im und für den Nationalsozialismus dar, erklärte die in Sachsen tief verwurzelten antisemitischen Ressentiments und widerlegte mit Fakten die angebliche Sinnlosigkeit der Bombardierung Dresdens: so sollte bspw. noch am 16. Februar 1945 ein Transport jüdischer Menschen in Konzentrationslager erfolgen, welcher aufgrund der Bombardierung nicht stattfand. Dem Autor gelang es, den Blick zu erweitern und zu schärfen: so ist es schlichtweg falsch, die heute so oft gebrauchte Formulierung „der Weltkrieg, der von Deutschland ausging, kam nach Deutschland zurück“ zu verwenden, denn: das nationalsozialistische Deutschland begann und führte den Zweiten Weltkrieg als Vernichtungskrieg – die Alliierten hingegen beendeten genau diesen. Das zu erkennen, Argumente zur Kritik an der Dresdner Gedenkkultur zu haben und damit am 13. Februar in Dresden engagiert protestieren zu können, ohne gleichzeitig Angehörigen das Recht auf individuelle Trauer abzusprechen, war Anlass und Ziel der Veranstaltungsreihe mit Gunnar Schubert. Das ist gelungen.

Katharina König

Einen weiteren Beitrag zur Buchlesung gibt es von Götz Kölbl, hier nachzulesen

Beide Artikel wurden im Anstoß veröffentlicht

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