Thomas Spanier – Meine Woche
Sprache entlarvt
Es passiert mir nicht oft, dass ich von einem Chefredakteur als neuer Leser auf der ersten Seite des Blattes begrüßt werde. genau genommen war es jetzt das erste Mal, und fast bin ich ein bißchen beschämt. Trotzdem Danke für soviel Ehre an Götz Kölbl, der das Kampfblatt der Linken im Kreis redaktionell verantwortet.
Auch die neue Ausgabe des „Anstoß“ habe ich wieder mit Interesse gelesen, wie man an einem Artikel auf dieser Seite unschwer erkennen kann. Der offene Brief der vier Bad Blankenburger Genossen, die sich in guter Tradition noch immer zur Parteiversammlung treffen, sei jedem zur Lektüre empfohlen, der mit der Partei Die Linke so etwas wie Erneuerung verbindet.
Hinter der jovialen Fassade der Ramelows und Gysis hocken noch immer Heerscharen von Betonköpfen, die einen Teufel tun werden, ihr Lebenswerk in der DDR in Frage zu stellen. Und wie schon Victor Klemperer in „LTI – Lingua Tertii Imperii“ beschrieb, ist es immer die Sprache, die sie entlarvt. Da wird von „Geschichtslosigkeit“ der jungen Genossin König geredet, mit der sie sich noch „arrogant brüstet“, einem „Kniefall vor dem Zeitgeist“ und der „konterrevolutionären Wende“, auf die ein kapitalistisches System folgte, in dem „täglich tausendmal mehr Unrecht geschieht als in 40 Jahren DDR-Geschichte“.
Bei allem Respekt vor dem Alter. Borniertheit und Geltungsstreben, die man Katharina König vorwirft, fallen in diesem Fall auf die Urheber zurück. Was andere erlebt, erlitten haben, zählt nicht. Denn die Partei, die Partei, die hat immer Recht.
Schönes Wochenende