Vom 22. Bis 25. August 1992 fand ein Pogrom in Rostock-Lichtenhagen statt. Neonazis aus Rostock und ganz Deutschland versuchten Asylbewerber*innen und Vertragsarbeiter*innen zu töten, indem sie den Wohnblock in dem sie untergebracht waren, das sog. Sonnenblumenhaus, mit Steinen und Molotowcocktails angriffen und mehrfach stürmten, dabei konnte die Selbstverteidigung der Bewohner*innen zunächst schlimmeres verhindern. Während der Angriffe standen tausende weitere Rassist*innen schaulustig und applaudierend vor dem Haus. Ausgangsbedingung für das Pogrom war ein völlig verfehlter Umgang mit Asylsuchenden, die Zentrale Aufnahmestelle war seit Ende 1990 überlastet, teils mussten Menschen ohne Zugang zu sanitären Anlagen im freien vor dem Gebäude ausharren und übernachten. In den Tagen vor dem Pogrom berichteten die Medien über den drohenden Angriff, dennoch war die Rostocker Polizei völlig unvorbereitet und zog sich am ersten Tag zeitweise ganz zurück, nachdem die wenigen Polizist*innen, die vor Ort waren, angregriffen wurden. Als am Sonntag linke Gruppen es kurzzeitig schafften, die Gefahr zu bannen und die Neonazis zu vertreiben, reagierte die Polizei dagegen prompt mit Angriffen auf die Antifaschist*innen.
Nur durch Glück gab es am dritten Tag des Pogroms keine Toten, es befanden sich über 100 Leute, mit Frauen und Kindern im Sonnenblumenhaus, als dieses angezündet wurde. Rostock-Lichtenhagen steht wie kein anderer Ort für absolutes Staatsversagen, im Nachhinein beschenkte dann die Bundesregierung die Neonazis mit der faktischen Abschaffung des Asylrechtes. Diese Pogrom steht wie wenige andere Ereignisse für alles wogegen wir kämpfen müssen. Zum 30. Jahrestag ruft ein breites Bündnis zu einer Bundesweiten Demo auf.
Wir haben euch ein paar spannende Links und Informationen zusammengetragen:
- Hier könnt ihr beispielsweise einen Artikel der Zeit finden, der das Pogrom einordnet und damalige Begebenheiten beschreibt.
- Ebenfalls von der Zeit findet ihr hier einen Artikel, in dem Betroffene* und Zeitzeug*innen berichten: „mich in diesem August 1992 immer mein Opa vom Kindergarten abholte. Auf dem Weg passierten wir oft eine Gruppe Demonstranten, die grölten: „Ausländer raus.“ Ich fragte mich, warum – ich bin doch Deutscher“
Auch darf man nicht verschweigen, dass der wenige Tage zuvor direkt bei uns in Rudolstadt stattfindende Rudolf Hess Gedenkmarsch eine gute Gelegenheit für die Faschisten zur Vernetzung und Planung des Pogroms war. Mehr dazu und zu den Akteur*innen der damaligen Neonaziszene findet ihr hier bei Endstation-rechts.
In Bezug auf die damaligen Ereignisse müssen wir uns immer wieder fragen, was wir gegen Faschismus und Rassismus tun können. In Rostock wird es nächsten Samstag einen Antifa-Block(Link) geben, seid dabei. Antifa heißt auch Pogrome benennen und verhindern!