„Am 10. Juli 1932 trafen sich in der Berliner Philharmonie mehr als 1.500 Menschen, um die ‚Antifaschistische Aktion‘ auszurufen und dem damals erstarkenden Faschismus entgegenzuwirken. Auch 90 Jahre später ist das Engagement von Menschen mit antifaschistischer Überzeugung von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Viele zentrale Erfolge bei der Aufklärung und Einordnung rechter, antisemitischer und rassistischer Bestrebungen seit der Wiedervereinigung gehen nicht auf das Konto von Sicherheitsbehörden, sondern stammen von Antifaschistinnen und Antifaschisten – sei es die Aufhellung des rechten Netzwerkes im NSU-Komplex, Verbindungen zum militanten Terrornetz ‚Combat 18′ des Mörders von Walter Lübcke oder das organisierte Zusammenwirken der extrem rechten Kampfsport-Szene“, so Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag.
Die Abgeordnete verweist darauf, dass entsprechende Entwicklungen durch antifaschistische Strukturen vielfach frühzeitig an das Licht der Öffentlichkeit gebracht wurden, während sich Geheimdienste diese Erkenntnisse erst Monate oder Jahre später per Copy & Paste zu eigen machten. „Für Enthüllungen über die ‚Identitäre Bewegung‘, Organisationsstrukturen großer Neonazi-Konzerte von Thüringen bis in die Schweiz oder Einordnungen und Nachweise zur AfD als extrem rechte Partei sorgten frühzeitig Menschen, die dafür viel Zeit und Kraftanstrengungen investiert haben, ohne dafür, wie staatliche Strukturen, über ein Millionenbudget zu verfügen. Umso schäbiger ist es, wenn genau diese staatlichen Stellen das Engagement jener Menschen diskreditieren, diffamieren und kriminalisieren, wie bspw. anlässlich einer Demonstration in Eisenach 2019 gegen das gewalttätige Treiben der lokalen Neonazi-Szene geschehen. Genau die Neonazis, auf die Antifaschist:innen damals bereits aufmerksam machten, sitzen heute wegen Terrorverdacht im Gefängnis.“
König-Preuss weiter: „Auch konnten Entwicklungen am rechten Rand durch entsprechende Organisierung nachhaltig eingedämmt werden. Beispielsweise das lange Zeit europaweit bedeutsamste NS-Spektakel in Dresden: der jährliche Aufmarsch Mitte der 2000er Jahre mit in Spitzenzeiten über 6.000 teilnehmenden Neonazis. Durch umfangreiche antifaschistische Proteste verlor das Event an Attraktivität und schrumpfte um mehr als das Zehnfache. Als beim Tabubruch vor zwei Jahren in Thüringen erstmals seit über 70 Jahren wieder mit den Stimmen extremer Rechter entschieden wurde, wer das Land regieren soll, waren es Antifaschist:innen in ganz Deutschland, die den Protest auf die Straße trugen und letztendlich einen Ministerpräsident von Höckes Gnaden verhinderten, der einst Seite an Seite mit Nazis in Dresden marschierte.“
Für König-Preuss ist klar: „Auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen machen antifaschistisches Engagement unverzichtbar – sei es im unmittelbaren Alltag oder auch im Bereich der Soziokultur. Es sind oft engagierte Antifaschist:innen, die den Einfluss der extremen Rechten zurückdrängen und das Leben vieler Menschen freier, sicherer und schöner machen. Diese Verdienste gilt es anzuerkennen und wertzuschätzen. Danke, Antifa.“