„Am 4. November 2011 enttarnte sich die aus Thüringen stammende rechtsterroristische Gruppierung „NSU“ nach einer jahrelangen Mordserie. Auch nach 10 Jahren ist die Aufarbeitung nicht beendet, viele Fragen zum rechten Terror sind weiterhin ungeklärt, das überregionale Netzwerk um die Täter noch aktiv, militante, extrem rechte Strukturen gefährden weiterhin Menschenleben und haben inzwischen mit rechten Hasspredigern auch eine Stimme in den Parlamenten. Aus diesem Grund lädt die Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag am 10. Jahrestag zu einem Podiumsgespräch nach Eisenach – in die Stadt, in der Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos ihren letzten Überfall begingen – ein. „In einer gemeinsamen Veranstaltung mit Semiya Şimşek-Demirtas, deren Vater als erstes Opfer von den beiden Jenaer Neonazis in Nürnberg erschossen wurde, wollen wir über den NSU, gegenwärtigen Rassismus und rechten Terror sowie Konsequenzen der Mordserie und vorgelagerten Radikalisierung sprechen“, so Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, die Interessierte herzlich dazu einlädt.
„Nicht nur das erneute Aufbäumen von Beate Zschäpe gegen die Verurteilung mache aktuell deutlich, dass noch lange kein Schlussstrich gezogen werden könne, viele Mithelfer und Terrorunterstützer seien bis heute nicht belangt worden“, so die Abgeordnete. „Das Morden aus rassistischen, antisemitischen und völkischen Motiven hat vor 10 Jahren nicht geendet, sondern setzte sich fort. Extrem rechte Rückzugsorte sind auch in Thüringen manifestiert und zuletzt gar mit der Organisierten Kriminalität verschmolzen, Neonazis besitzen Waffen und sind bereit, ihre Worte getreu dem Motto auch in Taten umzusetzen. Dass ausgerechnet der Mörder von Walther Lübcke im Vorfeld seines Anschlags auf Demonstrationen der Thüringer AfD mit aufpeitschenden Höcke-Reden zugegen war und Gelder für die AfD in Thüringen spendete sowie auch die Attentäter aus Halle und Hanau ideologische Schnittmengen zum Gedankengut der Alternative für Deutschland aufweisen, liefert Anhaltspunkte auf ein Wechselverhältnis von rechten Hasspredigern aus Parlamenten und Taten, bei denen Menschen ihr Leben verloren“, so König-Preuss.
Die Abgeordnete mahnt an, dass gerade auch das Verschwinden von Waffen in Behörden und das Bekanntwerden immer mehr Sympathieträger für extrem rechtes Denken in Polizei, Justiz, Verwaltung und Bundeswehr besorgniserregend sei. Ziel sei es daher, am 4. November den Opfern des rechten Terrors zu gedenken, sowie offene Fragen, aber auch die Bezüge zu der jüngsten Zeit beleuchten. Das Gespräch von Semiya Şimşek-Demirtas, die aus der Türkei anreist, und Katharina König-Preuss wird von Anne Tahirovic moderiert und findet um 19 Uhr um Bürgerhaus Eisenach statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Zugang gemäß 3GPlus-Regel für Genesene, Geimpfte sowie PCR-Getestete. Entsprechend § 6 Abs. 1 VersG sind Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, von der Veranstaltung ausgeschlossen.