Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Thüringer Tourismus GmbH in sozialen Netzwerken ein Posting, in welchem sie zur Solidarität mit Kulturschaffenden aufrief und die Hoffnung ausdrückt, dass 2021 alles besser werde. Angefügt wurde: „Bis dahin halten wir es wie Pink Panther: „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage!“ Im Bild wurde dazu ein Foto vom Haus Dacheröden mit pinken Transparenten und dem Zitat aus „Pink Panther“ gezeigt.
Katharina König-Preuss (DIE LINKE), Dorothea Marx (SPD) und Madeleine Henfling (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), ehemalige Mitglieder des NSU-Untersuchungsausschusses, üben heftige Kritik an dieser Kampagne:
„Thüringen ist das Bundesland, aus dem das Kerntrio des rechtsterroristischen NSU stammte, der für zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle verantwortlich ist. Das zutiefst rassistische Bekennervideo des NSU verwendet nicht nur die Figur des Pink Panther, sondern endet genau mit dem vom Haus Dacheröden im Zuge der Erfurter Herbstlese und nun der Thüringer Tourismus GmbH verbreiteten Zitat „Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage!“. Damit wollte der NSU Angst und Schrecken vor weiteren rechtsterroristischen und rassistischen Morden schüren.“
Die Abgeordneten halten es für fatal, dass scheinbar weder Wissen noch entsprechende Sensibilität bei den beiden Institutionen über die vom NSU erfolgte Nutzung des Pink Panther und des entsprechenden Zitates vorhanden sind. „Man muss sich bewusst machen, wie eine derartige Werbekampagne, so nachvollziehbar auch ihr Ziel sein mag, auf Betroffene rassistischer, antisemitischer und rechter Übergriffe wirkt. Das Bundesland, aus dem das Kerntrios des NSU stammt, wirbt mit Zitat und bildlicher Figur aus dem Bekennervideo, um Solidarität mit Kulturschaffenden. Unsensibler kann eine Kampagne nicht sein.“
Die drei Abgeordneten erwarten sowohl von der Thüringer Tourismus GmbH als auch der „Erfurter Herbstlese“, dass jegliche Postings mit den entsprechenden Bildern und Texten aus den sozialen Netzwerken entfernt werden und man das Geschehene reflektiert.
„Wir bieten beiden Institutionen und dem Haus Dacheröden an, mit ihnen über die schrecklichen Taten des NSU und vor allem die Opferperspektive ins Gespräch zu kommen. Dies auch, weil die ursprüngliche Veröffentlichung der Kampagne am 4. November – dem Tag der Selbstenttarnung des NSU – erfolgte.“
König-Preuss, Marx und Henfling weisen darauf hin, dass in Erfurt ein Erinnerungsort an die Verbrechen des NSU in Planung sei. „Die Kampagne der ‚Erfurter Herbstlese’ am Haus Dacheröden und die unreflektierte Verbreitung derselben durch die vom Land Thüringen eingerichtete Tourismus GmbH zeigen auf, wie notwendig ein solcher Erinnerungsort ist.“