

König-Preuss bedankt sich bei den Betroffenen und Nebenklageanwält*innen, denen es gelungen ist, erstmals in Deutschland die Betroffenen-Perspektive als die maßgebliche – nicht nur im Prozess sondern auch in der medialen Rezeption – in den Vordergrund zu stellen. „Die Selbstermächtigung der Betroffenen und die Solidarität, die auch durch die täglichen Kundgebungen vor dem Gericht bildlich wurde, sollte ebenso wie deren Forderungen zum Anspruch und Maßstab jeglichen nun folgenden politischen und gesellschaftlichen Handelns werden.“
Jeremy Borovitz, Überlebender sagte in seinem Schlusswort:
„Mindestens ein Mensch ist hier schuldig. Aber Verantwortung trägt die ganze deutsche Gesellschaft. Die Rechtsanwälte, Richter, Polizeibeamten in diesem Gerichtssaal, die Politiker, ja, sogar die Nebenkläger – wir alle sind verantwortlich dafür, eine bessere, gerechtere Gesellschaft aufzubauen.“
Christina Feist, Überlebende sagte in ihrem Schlusswort: „Das Attentat vom 9. Oktober 2019 war kein Einzelfall.
Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit sind keine neuen Erscheinungen und erst recht keine Missverständnisse, sondern Teil einer rechtsradikalen Ideologie, die die Demokratie fortwährend gefährdet. Wer sich diesen Realitäten nicht stellt, bagatellisiert Gefahr und Ausmaß rechter Ideologie.
Wer diese Realitäten weiterhin stur verneint, verharmlost die Niederträchtigkeit eines Attentats, wie dem in Halle, und verhöhnt damit in letzter Konsequenz auch die Betroffenen und Hinterbliebenen. So kann es nicht weiter gehen.“
Eine weitere Überlebende aus der Synagoge sagte in ihrem Schlusswort: „Ich bin jung und habe mein ganzes Leben vor mir. Ich kann nicht vergessen, was während des Anschlags passierte. Der Anschlag wird ein Teil meiner Erinnerungen bleiben. Solange ich am Leben bin, kann ich darüber schreiben, was ich erlebt habe. Aber ich leihe meine Stimme nicht nur den sechs Millionen, die nicht mehr sprechen können, sondern auch den Opfern und Überlebenden, die nach dem Kriegsende nicht ernst genommen wurden. Dies kann ich nur tun, weil ich überlebt habe. Das Schweigen zu Antisemitismus und Rechtsextremismus muss gebrochen werden. Dazu muss die Mehrheitsgesellschaft beitragen.“
Die ausführlichen Schlussworte der Nebenkläger*innen sind unter: https://democ.de nachlesbar.