Während im Dresdner Stadtrat die Fraktionen von CDU und FDP mit AfD und NPD gegen ein Programm gegen Rassismus und Diskriminierung stimmen und im Landtag von Sachsen-Anhalt die CDU entgegen den Koalitionsvereinbarungen mit der AfD für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses Linksextremismus stimmt, sucht die AfD weiter Anschluss an den äußersten Rechten Rand. Und dort wird, wenigstens von einigen, die Kontaktaufnahme nur zu gern erwidert. Einen — sicher nur vorläufigen — Höhepunkt stellten einige Veransatltungen in der letzten Woche dar. Bei zahlreichen CDU-Wahlkampfveranstaltungen in Sachsen, bei denen die Kanzlerin Merkel auftrat, veranstalteten „Wutbürger“ Pfeifkonzerte, riefen „Merkel muss weg“ und versuchten anderweitig, die Veranstaltungen zu stören. Schaute man auf die Zusammensetzung dieser Wutbürger, so fiel auf, dass AfD-Plakat-Träger und Nazis sich gut misschten und zwar praktisch an allen Standorten. In Torgau etwa gesellte sich die NPD mit Plakaten neben die AfDler, die extra mit einem Bus angereist waren, und niemand störte sich daran. Auch das Thügida-Mobil war da, und dass kann nicht überraschen, bedenkt man die Nähe der Gruppierungen zueinander.
Das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die „Merkel-muss-weg“-Demonstration am Samstag, 9. September, in Berlin. Dort standen NPDler, AfDler und Thügidisten neben einander auf der Bühne, im etwa 450 Köpfe zählenden Demonstrationszug wurden die rot-weiß-schwarzen Fahnen ebenso geschwenkt, wie die von Pegida oft genutzten Wirmer-Fahnen und ähnliches. Lutz Urbanczyk (AfD) führt die Sprech-Chöre „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“ und „Deutschland erwache“ an, in die die anderen Nazis gerne einstimmen, nachdem er noch einmal Wahlwerbung für die AfD gemacht hatte: „Am 24. September ist Zahltag“. Andere Redner, wie etwa der Berliner NPD-Kader Sebastian Schmidke, sprechen von der „Zionistin“ Merkel, rufen „Volksverräter“, „Lügenpresse“, und ähnlichen, vielfach antisemitischem Unsinn. Am Rande der Demonstration tauschen sich der Berliner AfD-Abgeordnete Buchholz und NPDler Schmidt intensiv aus, wie die SPD-Pankow eingefangen hat (siehe rechts).
Auch Höcke war in Berlin und Potsdam. Vor dem Filmmuseum in Potsdam diente ihm der Berliner Neonazi Gabor Grett als Securety. Andere Secureties bei der Veranstaltung trugen Runen-Schmuck zur Schau, im rund 70 Personen zählenden Publikum gabs „Schwarze Sonnen“ zu sehen — einige der Teilnehmer fanden sich dann bei der „Merkel-muss-weg“-Demo wieder. Das war in Berlin (in Wirklichkeit knapp außerhalb) schon etwas anders: Im etwa 200 Sitze fassenden Saal fanden manche nur einen Stehplatz. Bei den jüngeren Teinehmern in den hinteren Reihen, vermutlich Mitgliedern der Jungen Alternative Berlin, ist der Thor-Hammer gern getragenes Schmuckstück, Bürstenhaarschnitt und karriertes Hemd sind offenbar Pflicht. Die Jugendorganisation der AfD war es auch, die für die nazistische Inszenierung sorgte: „Zu pathetischer Musik führten zwei junge AfDler mit Seitenscheitel und gestärkten Hemden die RednerInnen in den Saal, dabei schwenkten sie je eine riesige Deutschland- und eine Berlinfahne.“, wie dietaz schreibt. Einlass erhielten hier nur Menschen, die sich zuvor angemeldet hatten. Dennoch fanden sich nach Beobachtern auch Lars Niendorf (NPD-Aktivist), Peter Feist (Compact-Magazin), Siegfried Daebritz (PEGIDA-Organisator), Manfred Rouhs (Pro Deutschland), Heidemarie Piachnow (Pro Deutschland) ein. Die Verbindungen funktionieren.