In den nächsten Monaten stehen diverse größere Neonazi-Konzerte und Rechtsrock-Veranstaltungen in Thüringen an. Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag: „Ein für den 15. Juli 2017 in der Neonazi-Szene beworbenes Konzert mit mehreren Bands und Rednern wurde nach mir vorliegenden Informationen inzwischen für mehrere tausend Teilnehmer in Hildburghausen angemeldet. Das Konzert wird von denselben Thüringer Veranstaltern organisiert, die schon im Herbst 2016 rund 5.000 bis 6.000 Neonazis in die Schweiz mobilisierten. Wenn Hildburghausen nicht zur europaweiten Wohlfühloase der extremen Rechten werden soll, sind jetzt der Bürgermeister und der Landrat gefragt, alle Hebel dagegen in Bewegung zu setzen und gemeinsam mit der Zivilgesellschaft dem braunen Spuk entgegenzutreten.“ Das Innenministerium sollte hierbei im Rahmen der Möglichkeiten unterstützend zur Seite stehen.
Unter dem Namen „Live H8“ bzw. „Rock für Identität“ kamen im Mai 2015 rund 1.500 Neonazis zu einem Konzert nach Hildburghausen, im Mai 2016 waren es bereits 3.500 aus mehreren europäischen Ländern. Eine andere Konzertreihe, die unter dem Namen „Rock gegen Überfremdung“ im letzten Sommer in Kirchheim mit 600 Teilnehmern begann und ebenso wie das Schweizer Großkonzert von der rechten Rockerbande „Turonen“ aus Thüringen organisiert wurde, soll nun mit populären Neonazi-Bands noch größer in Hildburghausen aufgezogen werden. König erinnert daran, dass das LKA Thüringen im November letzten Jahres eine Razzia gegen „Blood & Honour Südthüringen“ durchführte. „Bereits jetzt wird das Hildburghäuser Konzert auf der internationalen Website des in Deutschland verbotenen Netzwerkes Blood & Honour beworben, Teile der angekündigten Bands, wie ‚Sleipnir‘ haben Verbindungen zum Netzwerk und mehrere ihrer Tonträger wurden indiziert.“
Die Abgeordnete weiter: „Diese Konzerte haben neben dem Ideologietransport auch einen möglichst hohen Profit zum Ziel. Sie verursachen ein ebenso hohes Bedrohungspotential in den Orten aber auch auf Anfahrtswegen und Raststätten-Parkplätzen gerade für Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe oder Meinung nicht in das Bild der extrem Rechten passen. Hildburghausen darf nicht zu No-Go-Area für DemokratInnen werden, deswegen sind die Spitzen der kommunalen Verwaltung in der Verantwortung, deutliche Signale zu senden: Die Zivilgesellschaft darf nicht als Gegner, sondern muss als gemeinsamer Partner verstanden werden.“ Von den Sicherheitsbehörden des Landes und der örtliche Versammlungsbehörde erwartet die Abgeordnete das Ausschöpfen sämtlicher rechtlicher Handlungsspielräume, um das Rechtsrock-Event zu verhindern oder zumindest einzuschränken.
Im letzten Jahr standen 350 Polizisten der 10-fachen Anzahl von Neonazis gegenüber. „Es gilt, einen Ausnahmezustand wie in der Schweiz zu verhindern und die Schaffung national befreiter Zonen zu unterbinden. Hier sind alle Akteure gefordert, entsprechend tätig zu werden“, so König.