Am 30. August wurden Katharina König und weitere Unterstützer bei einem LINKE-Infostand von mehreren Neonazis und Rockern bedroht, von denen einer komplett vermummt und mit einer Metallkette ausgerüstet war. Bis ca. zehn Personen könnten an diesem Vorfall beteiligt gewesen sein, die Polizei hat mindestens vier Tatverdächtige ermittelt und der Fall wurde an die besondere Aufbauorganisation „Zesar“ beim LKA Thüringen abgegeben. „Inzwischen wissen wir, dass gegen maßgebliche Akteure dieser Bedrohungsaktion ein Parallelverfahren läuft, sie sollen illegal eine Ceska-Schusswaffe angeschafft bzw. untereinander verkauft haben. Mit einer Waffe vom selben Hersteller wurde auch die NSU-Mordserie begangen“, informiert Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Das Informationsportal „blick nach rechts“ (bnr) berichtete am 1. Oktober 2014 über ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Gera wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Dieses geht u.a. auf Ermittlungen der „Sonderkommission Feuerball“ zurück, welche im Jahr 2010 über einen mutmaßlich geplanten Brandanschlag auf ein u.a. von Katharina König mitbenutzen Reisebus ermittelte. In Folge der Ermittlungen hätten sich über Jahre zwei Personen herauskristallisiert: der ehemalige Saalfelder NPD-Direktkandidat Steffen Richter und der Saalfelder Rocker Renaldo B. Richter soll in einer Vernehmung gestanden haben, von Renaldo B. die Ceska angeboten bekommen zu haben. B., der zeitweise Anhänger von zwei „Hells-Angels“ Unterstützer-Clubs in Saalfeld war, habe später bei der Befragung durch Polizisten geäußert, dem ehemaligen NPD-Kandidaten die Ceska, Modell CZ 1924 mit Munitionsgröße 9 mm, weitergegeben zu haben, um damit 500 Euro Schulden auszugleichen. Im Jahr 2011 hätten die Ermittler dann Hinweise erhalten, wonach Steffen Richter die Waffe für 1.000 Euro inklusive Munition in der Neonazi-Szene zum Verkauf anbiete. Weiterlesen:
Im Mai 2014 sei von der Staatsanwaltschaft Gera Anklage wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz erhoben worden, zuständig ist das Amtsgericht Pößneck. „Die Bedrohung in Gorndorf einige Monate später wurde wahrscheinlich von Richter initiiert“, erinnert sich König an den Vorfall Ende August dieses Jahres. „Steffen Richter erschien als erster und drohte mit den Worten: „Das ist der falsche Kiez, verpisst euch, sonst kommt Unterstützung und wir klären das wie in den 90er Jahren“. Über Handy wurden weitere Personen aus Rocker- und Neonazi-Szene verständigt, welche innerhalb weniger Minuten eintrafen und den Stand einkreisten. König wurde damals auffordert, ihre Arbeit gegen Neonazis einzustellen. „Wie wir durch eigene Nachforschungen mittlerweile feststellen konnten, handelt es sich bei dem damals martialisch auftretenden Rocker in schwarz mit Vollvermummung und Metallkette um den Ceska-Beschaffer Renaldo B.“, so die Abgeordnete.
Bemerkenswert sei auch, dass die Fahnder im Rahmen von Observations- und Überwachungsmaßnahmen in dem Fall gegen Steffen Richter auch Treffen bzw. Kontaktaufnahmen zum Altenburger „Hammerskin“-Funktionär Thomas Gerlach (Zeuge im NSU-Prozess) feststellten. Aus den Akten gehe hervor, dass Richter im Dezember 2011 – wenige Wochen nach der NSU-Selbstenttarnung – auf dem Weg nach Altenburg am Bahnhof Jena-Göschwitz halt machen sollte, um dort Geld entgegen zunehmen; vermutlich für den zu diesem Zeitpunkt frisch verhafteten mutmaßlichen NSU-Helfer Ralf Wohlleben. Das Geld würde, so hieß es damals, ein Neonazi aus Kahla liefern. Dieser sitzt seit den Kommunalwahlen in diesem Jahr für die NPD im Stadtrat Kahla.
„Die bewaffneten und gewalttätigen Verbindungen zwischen NPD, Neonazis und organisierter Kriminalität führen noch einmal deutlich vor Augen, welches Gefahrenpotential in dieser gefährlichen Misch-Szene steckt“ resümiert die Abgeordnete König. Für die neue Wahlperiode im Thüringer Landtag erneuert sie die Forderung, wonach die BAO Zesar weiter ausgebaut und unterstützt werden müsse, ebenso wie Initiativen aus der Zivilgesellschaft, um die Arbeit gegen neonazistische Gewalt und rechte Strukturen weiter zu stärken. Frau König bedankt sich abschließend bei der Polizei, insbesondere der LPI Saalfeld, für die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen bei weiteren Veranstaltungen im Landtagswahlkampf nach dem Vorfall in Gorndorf.