Neue Entwicklungen zwischen Rockern und rechter Szene im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt

In den letzten Jahren gab es bereits verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Rockern aus dem Umfeld der Hells Angels im sogenannten „Alten Labor“ in Unterwellenborn und Neonazis aus Saalfeld. Se veranstalteten hier mehrfach Konzerte. Erst im Frühjahr 2013 fand eine gemeinsame Veranstaltung mit 130 Personen aus der rechten sowie der Rocker-Szene statt. Wie Katharina König, Sprecherin der Linksfraktion für Antifaschismus und Landtagsabgeordnete in Saalfeld, bekannt wurde, haben sich in den letzten Monaten zwei neue Gruppierungen im Landkreis Saalfeld Rudolstadt herausgebildet, die zum Teil Verbindungen zur rechten Szene aufweisen. „Nach dem es eine Weile nur vermeintlich ruhig war, braut sich erneut eine gefährliche Mischung zusammen. Es handelt sich dabei um keine harmlosen Motorradcliquen, sondern um zum Teil einschlägige Neonazis sowie Protagonisten aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität“, so die Abgeordnete, die auf einen Motorradclub Namens „C6H6“ verweist, der sich aus mehreren jungen Neonazis zusammensetzt. Mit einer Kleinen Anfrage hatte sie die Gruppe im 1. Halbjahr 2014 im Thüringer Landtag thematisiert. Weiterlesen:

Das Innenministerium teilte jetzt mit, dass man noch keine Erkenntnisse habe, wonach die Gruppe der Rockerkriminalität oder der rechten Szene zuzuordnen sei, auch hätte man erst im 1. Halbjahr 2014 von ihr erfahren. Nach Informationen der LINKE-Politikerin soll jedoch der Präsident der hierarchisch aufgebauten Gruppe der Neonaziszene und dem Umfeld der rechten Gruppe „Freies Netz Saalfeld“ angehören und vor einem Jahr als Ordner ein Neonazi-Konzert mit 150 Besuchern in Kahla abgesichert haben. Dabei trug er ein T-Shirt, auf dem er sich mit dem angeklagten mutmaßlichen NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben solidarisierte.

König liegen Bilder dazu vor, die Landesregierung selbst bestätigt den Vorgang in der Anfrage. Darüber hinaus hat die Abgeordnete Hinweise, wonach zwei der drei weiteren Gründungsmitglieder in einer Rechtsrock-Band namens „Nordfeuer“ aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mitspielten und in sozialen Netzwerken und mit einschlägigen Tätowierungen sowie Textilien ebenso Verbindungen in die rechte Szene aufweisen. Ein weiterer Angehöriger des Clubs hatte im Frühjahr indirekt als Administrator der Facebook-Gruppe „Nein zum Asylbewerberheim in Rudolstadt“ in den Raum gestellt, dass es perspektivisch auch zu gewalttätigen Aktionen gegen die neue Unterkunft kommen könnte (Wortlaut: „Wir sind friedlich gegen das Asylheim in Rudolstadt…NOCH!“).

Wie Frau König außerdem bekannt wurde, hat sich die „C6H6“-Gruppe inzwischen mit einschlägigen Personen aus dem Bereich der „Hells Angels“ bzw. deren Supporter-Clubs getroffen. Jene Hells-Angels-Unterstützer haben am 19. Juli 2014 nach Angaben der offiziellen Webseite einen lokalen Ableger Namens „Blood Red Section PC Saalfeld“ gegründet. Entsprechende Vereins-Devotionalien sind seit einigen Tagen in den Fenstern vom Bahnhof Könitz nahe Unterwellenborn zu sehen, dessen Räume offenbar als Treffpunkt genutzt wurden. Teile jener Rocker-Gruppe waren zuvor bereits unter dem Namen „Blood Red Section MC Hof“ und „Hells Angels MC Hof“ im „Alten Labor“ in Unterwellenborn ansässig. Die Landesregierung bestätigte im Mai 2013, dass die dort wohnhaften Personen Bezüge zur rechten Szene und zur Organisierten Kriminalität aufweisen. Weitere Aufnahmen der letzten Wochen, welche Katharina König vorliegen, zeigen ein Zusammentreffen zwischen den Jungnazi-Rockern aus Königsee und einem Repräsentanten des neuen Saalfelder Hells Angels-Unterstützerclubs „Blood Red Section“.

„Ich hoffe, die Sicherheitsbehörden schärfen ihre Wahrnehmung dahingehend und behalten die Annäherung beider Milieus weiter im Blick, gerade eine zunehmende Verzahnung von Rockern und Neonazis könnte auch gravierende Folgen haben“, so Frau König abschließend. Sie kündigte für die Linksfraktion im Landtag an, dass man diese Szene weiter im Auge behalten werde und die nächste parlamentarische Anfrage dazu in Vorbereitung sei.

Download der Anfrage hier: DS 5/8001. Eine Reihe weiterer Kl. Anfragen zum Thema Rocker & Neonazis in Thüringen gibt es hier.

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Mitglieder des im Juli 2014 neugegründeten Hells Angels Unterstützer-Clubs „Blood Red Section Saalfeld“.

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Neonazis und „C6H6“-Mitglieder, darunter 3.v.l. Präsident „C6H6“, beim Treffen mit Blood Red Section Mitglied (im oberen Bild 2.v.l., weißer Pullover)

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Links: Rick L. Präsident von „C6H6“ beim Neonazi-Openair am 15. Juni 2013 in Kahla mit „Freiheit für Wolle“-T-Shirt, daneben Mitglied vom NPD-Kreisvorstand Saalfeld-Rudolstadt mit T-Shirt „Freies Netz Saalfeld“

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Besuch laut Facebook von mehreren C6H6-Mitgliedern vor wenigen Wochen beim Clubhaus der Hells Angels in Hof.

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Webseite von „Blood Red Section“, seit Juli mit Prospect Chapter Saalfeld

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Bahnhof Könitz: Neues Clubhaus vom BRS PC Saalfeld

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Einige der Gründungsmitglieder C6H6, 3.v.l. Präsident, 4.v.l. Vize

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Rückentätowierung vom Vize-Präsident des C6H6.

(Fotos zur Dokumentation. Zum Teil von Facebook bzw. und auch als Screenshots von den Clubseiten)

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