Linke kritisiert fehlende Sensibilisierung im Umgang mit neonazistischer Gewalt
Mit Entsetzen reagiert Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, auf den brutalen Angriff von sieben Personen, unter ihnen mindestens zwei Thüringer Neonazis, während eines Volksfestes in Kaufbeuren (Bayern), der für einen Menschen tödlich endete. Erneut wird deutlich, dass Neonazis in Kauf nehmen, für ihre Ideologie zu morden, sagt die Abgeordnete und verweist auf die neonazistischen Hintergründe der zwei Hauptverdächtigen Falk H. (36) und Markus V. (22) aus Meiningen.
Während die bayrische Polizei anfangs die rassistischen Motive des Todes verschwieg und erst auf Druck diese öffentlich wurden, ist es nun dem Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchiv (AIDA) aus Bayern zu verdanken, dass bekannt wurde, aus welchen Kreisen die zwei Hauptverdächtigen stammen. AIDA hatte im Laufe des heutigen Sonntages die Namen der zwei mutmaßlichen Täter, von denen sich einer in Untersuchungshaft befindet, herausgegeben.
„Dass nach mehr als 180 Toten rechter Gewalt, trotz der aufgedeckten Morde des NSU und während des laufenden Prozesses in München scheinbar wenig Sensibilisierung in Bezug auf neonazistische Gewalt- und Tötungsdelikte erkennbar ist, ist erschreckend“, sagt Frau König mit Hinweis auf die Forderungen aus der Bevölkerung in Kaufbeuren, das Feuerwerk zum Abschluss des Festes stattfinden zu lassen.
Vor dem Hintergrund der Verbindungen innerhalb der neonazistischen Szene betont die Abgeordnete: „Bezeichnend ist, dass einer der beiden Tatverdächtigen innerhalb sozialer Netzwerke die Opfer der NSU-Mordserie verhöhnte und schon vor Monaten die Grafik eines ‚Pink Panthers‘ mit Maschinengewehr (bzw. Pumgun) verbreitete, um den NSU zu verherrlichen. Dieses Bild kommt ursprünglich aus bayrischen Neonazi-Kreisen.“
„Dass die mutmaßlichen Täter ideologische und soziale Verbindungen in die organisierte Thüringer Neonazi-Szene besitzen, belegen auch die freundschaftlichen Verbindungen und Verknüpfungen im Internet zu fünf Thüringer Rechtsrock-Bands und zum NPD-Landesvorsitzenden Patrick Wieschke, welcher einst selbst wegen eines rassistisch motivierten Sprengstoffanschlages verurteilt wurde“, sagt die Abgeordnete. Besonders makaber ist der Umstand, dass beide Hauptverdächtigen ein erhöhtes Interesse am Kampfsport aufwiesen, der Ältere von beiden publizierte im Internet sogar Fotos, die ihn bei einem professionellem Ringwettkampf zeigten. „Die Täter wussten scheinbar sehr genau, was sie taten“, so König.
Die Abgeordnete drückt den Angehörigen des Getöteten ihr Beileid aus und fordert die Bevölkerung in Kaufbeuren auf, anstelle eines Volksfestes mit Feuerwerk dem aus rassistischen Gründen ermordeten Menschen zu gedenken und das Volksfest zu beenden.
* Screenshot vom Facebook-Profil einer der beiden hauptverdächtigen Thüringer Neonazis, die in Kaufbeuren einen Menschen zu Tode prügelten. Die Grafik wurde nach dem Auffliegen der NSU-Mordserie im November 2011 von der Neonazi-Gruppe „Infoportal Schwaben“ ins Netz gestellt. Das Logo der Gruppe oben links, die Feder, soll angeblich auch an den damals führenden Antisemiten und NS-Wirtschaftspolitiker Gottfried Feder erinnern, der den Text “Das Programm der NSDAP und seine weltanschaulichen Grundlagen” publizierte und dessen Vorstellungen in das “25-Punkte-Programm” der NSDAP einflossen.