Ich bin im Urlaub. Nicht irgendwo, sondern (fast wie immer) in Israel. Einige, gar viele kritisieren, hinterfragen dies. Urlaub in Israel?
Ja! Urlaub in Israel. Erstmalig 1996 mit der JG-Stadtmitte Jena zur Israel/Palästina-Rüste vor Ort gewesen, wollte ich mehr von diesem Land erfahren. Erste Freunde waren schnell gefunden, nach wochenlangem Erkundigen auch die entsprechende Organisation. Und so hieß es im Januar 1998 Aufbruch nach Jerusalem. Angekommen – die neben mir einzige Raucherin der Volontäre gefunden – entschieden wir uns, unseren Volontärsdienst im „Bet Horim S. Moses“, einem Elternheim insbesondere für Shoah-Überlebende zu leisten. Mitten in Jerusalem.
Geplant waren sechs Monate. daraus wurden erst 12, dann 13, dann 14. Die goldene Hochzeit meiner Großeltern war schließlich Grund, dieses mir ins Herz gewachsene Land und die mir lieb gewordenen Menschen zu verlassen. Vorübergehend.
Meine Urlaube verbringe ich seitdem zu 90% in Israel. In Jerusalem, meiner alten „Hood“, in Tel Aviv, der lebendigen Stadt, im Norden bei Freunden, in Beit Jala, einem kleinen Dorf neben Betlehem, mitten in der Westbank – umschlossen von der Mauer und direkt neben dem „Flüchtlingscamp AIDA“ gelegen. Freunde, die mir wichtig sind, leben auf beiden Seiten. In Israel und in den palästinensischen Gebieten. In letzterem unter anderem mein Patenkind.
Erklären muss ich mich verrückterweise nur in Deutschland. Rechtfertigen ebenso. Ja, ich mache Urlaub in Israel. Ja, ich liebe dieses Land. Ich genieße es, bereits am Flughafen in Deutschland diese wunderschöne Sprache – hebräisch – zu hören. Ich liebe es, am vollklimatisierten Ben-Gurion-Flughafen anzukommen und so schnell es möglich ist, in die israelische Sonne zu kommen, in einer Hand „kafe hafouch“ in der anderen eine Zigarette.
Ich genieße es, mit dem Sherut-Fahrer erste Worte auf hebräisch zu wechseln und auf der Fahrt nach Jerusalem Radio Galgalatz zu hören. Jerusalem aus der Ferne zu erblicken verursacht Herzklopfen und ein Gefühl des Ankommens. Und wenn ich dann abends in meinem Lieblingscafé in Jerusalem sitze, der Kellner nicht mehr fragt, was ich trinken will, sondern das Getränk bringt und ich mit mir lieben Menschen, die mich die lebendige Atmosphäre aufsaugen lassen sitze dann ist dies pure Wohlfühlatmosphäre.
Trotz allen Wissens über die schwierigen, zu kritisierenden Seiten dieses Landes: Ja, ich mache Urlaub in Israel.
Und ich genieße es.