Das Haskala in der Corona-Pandemie

Aktive bei der Einkaufshilfe und dem Verteilen von Masken

Die Türen geschlossen

Als die erste Corona-Welle im März letzten Jahres in Deutschland, Thüringen und Saalfeld ankam, schrieben wir optimistisch „bis 19. April geschlossen“ – es sollte anders kommen. Aber vermutlich hatte niemand – abseits einiger Virolog_innen – vor 15 Monaten eine Vorstellung davon, wie sich die Pandemie wirklich entwickeln würde. Und zunächst drehten sich unsere Gedanken auch weniger um die Pandemie, sondern noch um die Koalition aus CDU, FDP und AfD, die Thomas Kemmerich kurzzeitig zum Ministerpräsidenten wer-den ließ. Wir schrieben auch: „Wir wünschen euch allen eine gesunde Zeit. Seid solidarisch miteinander und vergesst nicht, die Hände zu waschen!“ Dazu kamen erst Stoff-, dann OP- und FFP2-Masken, Schnelltests und Homeoffice – auch für uns im Haskala. Und geöffnet haben wir nicht wieder am 19. April 2020, sondern erst 14 Monate später. 14 Monate, in denen wir den Austausch während der Öffnungszeiten, Veranstaltungen und Vor-Ort-Termine vermissten und gleichzeitig versuchten, den „Querdenkern“ auf der Straße und im Internet etwas entgegen-zusetzen.

Ein Jahr Einkaufs­hilfe endete zu Pfingsten

Dass die Öffnungszeiten des Jugend- und Wahlkreisbüros wegfielen, setzte aber auch Zeit frei, um den Herausforderungen der Pandemie zu begegnen. Eine dieser Herausforderungen war die Frage, wie wir dazu beitragen können, diejenigen zu schützen, die durch das Virus am gefährdetsten sind. Und vor Ort hieß das, dass wir bereits im März 2020 eine Einkaufshilfe für die „Risikogruppe“ einrichteten. Es meldete sich bald ein älteres Ehepaar, mit der Zeit kamen weitere ältere Menschen dazu. Mehr als ein Jahr lang hieß es dann also jede Woche dienstags: Einkaufslisten am Telefon diktieren lassen, und am Donnerstag dann einkaufen und den Einkauf „unseren Omas“ bringen. Unterstützt wurden wir von ehrenamtlichen Helfer_innen, denen an dieser Stelle zu danken ist. Einkaufshilfe, das klingt erstmal recht nüchtern, nach einem Lieferdienst. Es war aber mehr als das. Ein Jahr lang jede Woche Menschen auf-suchen, die zum Schutz vor der Pandemie sonst wenig andere Kontakte hatten, kurze Gespräche führen, füreinander Dasein; und es gab auch hier und da mal einen selbstgebackenen Kuchen als Dank. Nicht nur wegen des Kuchens, sondern auch wegen der entstandenen herzlichen Beziehung standen wir dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge da, als klar war, dass die Einkaufshilfe zu Pfingsten ausläuft. „Unsere Omas“ haben mittlerweile ihre zweite Impfung erhalten und freuen sich wohl auch, selbst wieder raus zu kommen und damit ein wichtiges Stück Selbstständigkeit zurück-zugewinnen.

FFP2-­Masken für den Landkreis

Spätestens im Januar 2021 wurde deutlich, dass vor allem FFP2-Masken zum Schutz vor der Infektion beitragen. Die Preise eskalierten, teils wurden fünf Euro für eine FFP2-Maske verlangt. Uns war klar, dass dies vor allem für Menschen mit wenig und geringem Einkommen bedeutet, weniger geschützt zu sein, da diese Preise kaum bezahlbar sind. Solidarität muss praktisch werden, und so spendete Katharina insgesamt 2.000 zertifizierte FFP2-Masken, die wir in mehreren Schritten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt verteilten. Mit einem Infostand in Gorndorf, der guten Zulauf hatte, wurden knapp 1.000 Masken verteilt, weitere gingen an soziale Einrichtungen im Landkreis, u.a. an die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Bei einem weiteren Infostand in der Innenstadt Saalfelds wurden schließlich die letzten dreihundert Masken verteilt. Auch 2.000 FFP2-Masken stellten nur einen Tropfen auf heißem Stein dar: Gesundheit und Schutz in einer pandemischen Lage dürfen nicht vom Geldbeutel abhängen, dies wurde in den letzten Monaten sowohl durch die Partei DIE LINKE als auch die Fraktion im Thüringer Landtag immer wieder thematisiert.

Impfterminhilfe per Telefon

Als im März dann die Impf-zentren öffneten und zunächst Angehörige der Priorität 1, vor allem Über-70-jährige, Impftermine ausmachen konnten, zeigte sich schnell, dass es schwer war, bei der Telefonhotline durchzukommen und einen Termin zu vereinbaren. Die Website war zwar gut aufgebaut, aber viele der älteren Bürger_innen hatten kein Internet oder waren zumindest nicht so netzaffin, dass sie einen Termin auf der Plattform buchen konnten. Wie viele andere Wahlkreisbüros der LINKEN boten wir also eine telefonische Hilfe an, nahmen Anrufe entgegen und füllten das Formular mit den Anrufenden am Telefon aus. In den ersten Wochen bedeutete das auch: Erklären, dass es aufgrund des noch knappen Impfstoffs keine Termine gibt. Wir hörten uns Beschwerden, Gedanken und Sorgen zur Impfung und den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus an, erklärten und beantworteten Fragen, wir hatten aber auch ein offenes Ohr für Lebensgeschichten, für Berichte von Vorerkrankungen und den Schwierigkeiten, als Achtzigjährige auf dem Dorf nach Rudolstadt zum Impfzentrum zu gelangen, geschweige denn in eines der überregionalen Impfzentren. Zeitweise hatten wir ob der Impfstoffknappheit in den ersten Wochen über 100 Personen auf unserer Warteliste, denen wir einen Rückruf zugesagt hatten, wenn es wieder Ter-mine gibt. Umso schöner war der Moment, als alle Menschen auf unserer Warteliste mit Impfterminen versorgt waren. Mit dem Beginn der Impfungen bei den Hausärzt_innen nahm die Zahl der Anrufe deutlich ab, so dass wir mittlerweile sagen können: Die telefonische Impfterminhilfe war ein großer Erfolg.

Wie geht es weiter?

Die Inzidenz ist niedrig, das Haskala hat wieder offen – wir selbst sind zumindest alle schon einmal geimpft – und mit der neuen Verordnung des Landes und dem Auslaufen der „Bundesnotbremse“ normalisiert sich das Leben wieder. Gleichzeitig mehren sich die Berichte über die Verbreitung der Delta-Variante, auch in Deutschland und Thüringen. Für uns bedeutet das einerseits, mit den Gedanken und Plänen bei der Arbeit der nächsten Wochen und Monate zu sein: Der Antrag für die Auflösung des Landtags ist eingereicht, Neu-wahlen sind für Ende September geplant. Zum anderen ist da aber auch die Frage: Wie wird die vierte Welle aussehen, wann kommt sie, welche Maßnahmen zur Eindämmung werden nötig sein, jetzt, wo die Hälfte der Thüringer_innen zumindest erstgeimpft ist. Es gilt also weiterhin: „Wir wünschen euch allen eine gesunde Zeit. Seid solidarisch miteinander und vergesst nicht, die Hände zu waschen!“

Die Haskala-Crew

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