Anlässlich der heute geäußerten Schlussworte der Angeklagten im Münchner NSU-Prozess erklärt Katharina König-Preuss, Obfrau der Fraktion DIE LINKE im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss: „Das letzte Wort von Frau Zschäpe im Münchner Prozess lässt keinerlei kritische Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Rolle als überzeugter Neonazistin und gewaltbereiter Rassistin erkennen und ist damit nicht weniger als eine erneute Verhöhnung der Opfer des NSU.“
Zschäpe habe erneut versucht, sich als unwissende und von den beiden Uwes schlecht beeinflusste Unschuld darzustellen. Ihrer Biographie entspreche dieses Bild jedoch mitnichten. Zschäpe sei über Jahre fester und integraler Bestandteil der Jenaer Naziszene gewesen und habe aktiv an Gewalttaten und antisemitischen Anschlägen der Kameradschaft Jena mitgewirkt. Sie sei es gewesen, die eine Garage zum Bau von Bomben angemietet habe und sie sei es auch gewesen, die Briefbombenattrappen an lokale Presseredaktionen versandte. Vor diesem Hintergrund erscheine es absolut unglaubwürdig, wenn sie nun behaupte, über 13 Jahre im Untergrund keine aktive Rolle mehr gespielt und Entsetzen über die Taten des NSU empfunden zu haben.
„Wenn Frau Zschäpe tatsächlich der rechten Ideologie abgeschworen haben sollte, dann ist es an ihr, sich an Carsten S. ein Beispiel zu nehmen und umfänglich über die Taten des NSU, seine Helfershelfer und Motive auszusagen. Ihre Strafe wird das nicht mehr mildern können, aber vielleicht das Leid der Angehörigen lindern, die immer noch nicht wissen, wer und weshalb ihre Väter, Brüder, Söhne und Tochter zum Tode verurteilte“, so König-Preuss weiter.
Mit Ralf Wohlleben und André Eminger saßen zwei maßgebliche Führungspersonen der bundesdeutschen Naziszene auf der Anklagebank, die, wie ihr Verhalten vor Gericht gezeigt habe, die Ideologie des NSU vollumfänglich teilen und wesentlich dazu beigetragen haben, dass der NSU 13 Jahre lang rauben, morden und Terroranschläge verüben konnte. Aber es seien eben nicht nur diese beiden und die Angeklagten Carsten S. und Holger G. gewesen, die das Netzwerk des NSU bildeten. König-Preuss mahnt daher, dass auch mit dem nun sich abzeichnenden Ende des Prozesses „ein Ende der Aufarbeitung noch längst nicht erreicht ist“. Noch immer seien zu viele Fragen ungeklärt, der größte Teil der Helferinnen und Helfer des NSU nicht bestraft. Die Neonazinetzwerke, die dem NSU-Trio das Untertauchen ermöglichten und mutmaßlich auch dessen Taten unterstützten, seien noch weitgehend intakt und gefährlich.
„Das Ende des Prozesses darf kein Schlussstrich unter den NSU sein. Im Gegenteil, es geht um eine umfassende gesellschaftliche Aufarbeitung und darum, die Ermittlungen gegen das NSU-Netzwerk zu intensivieren und weitere Unterstützerinnen und Unterstützer zügig anzuklagen“, zeigt sich König-Preuss von der Notwendigkeit der weiteren Aufklärung überzeugt.