Hier der kurze Bericht des zweiten Tages der re:publica. Der mittlere Tag immer etwas mehr „unterhaltungsbetont“ und das war auch in diesem Jahr so: Insbesondere der Abend hatte gleich ein paar Highlights in diesem Bereich parat. Die junge Truppe der „Datteltäter“ hat mit poetischer Live-Performance überzeugt, aber auch ihren Youtube-Channel sollte man sich ansehen. Eine Kostprobe gibt es hier, indem die Gruppe Hass-Kommentare, die sie selbst erhielt, darstellt:
Die Datteltäter waren dabei gleichzeitig sozusagen Botschafter für die Tincon, die Ende Mai in Berlin stattfinden wird und so etwas wie die re:publica für jüngere Menschen bis 21 werden soll, weshalb sie auch maßgeblich von Teenagern programmatisch gestaltet wird. Die angekündigten Speaker versprechen jedenfalls ein sehr buntes Programm.
Der bekannte Comic-Artist xkcd war ebenfalls für einen Vortrag da, in dem er unter anderem dafür plädierte, nicht immer dem Drang nachzugeben, besonders klug erscheinen zu wollen. Leider ist dieser Talk nicht online. Eher in die lustige Kategorie gehörten auch die Lesungen von Amazon-Rezensionen, das Shitstorming auf Österreichisch, das Internet-Karaoke und Mem-Jeopardy – Sessions, die in die tiefen, aber durchaus amüsanten Abgründe der digitalen Gesellschaft führten.
Ein Höhepunkt des zweiten Tages war ohne Zweifel der Vortrag von Carolin Emcke, die sich mit dem Entstehen und dem Werden von Hass beschäftigt hat. Im Mittelpunkt der eindrucksvollen Betrachtugen standen dabei die Geschehnisse in Clausnitz. Leider ist der Vortrag nicht auf Youtube und wird dort auch nicht mehr auftauchen – aber zuhören könnt ihr hier:
[Update: Wie ich bereits befürchtet hatte, wurde die Aufnahme des Talks, der bereits auf der re:publica als „nicht aufgezeichnet“ angekündigt war, nun entfernt.]
Auch Kübra Gümüşay sprach über Hass oder viel mehr was man dagegen – im Internet – tun kann: Liebe organisieren. Während nämlich der Hass sehr gut organisiert ist und seine „Vertreter“ über ihre Ziele im Schwarm herfallen, findet der Ausdruck der Liebe, der positiven Reaktion nur sporadisch statt. Daher kommt Gümüşay gemeinsam mit vielen anderen Aktivisten gegen Hate-Speech zu dem Appell: „Wenn wir einen Artikel lesen, den wir gut finden, senden wir einen Tweet darüber, retweeten ihn oder teilen ihn auf Facebook. Selten schreiben wir aber auch der Redaktion und bedanken uns für den Text oder schreiben direkt dem_r Autor_in selber.Wir müssen aber wieder lernen das Positive im Netz zu zelebrieren und die Liebe dort zu organisieren. Wir müssen Kommentarspalten fluten und: Danke sagen! Zeigen, dass wir dazu stehen. Tweeten. Sharen. Den Einflussreichen zeigen, dass wir dahinter stehen: Hinter besonnenen Stimmen. Wir sagen daher: Lasst uns einander unterstützen. Lasst uns Liebe organisieren!“ Video hier:
Ein wichtiges Thema war die Nutzung von Adblockern: Gleich in mehreren Talks wurde einerseits beleuchtet, dass sie inzwischen eine Notwendigkeit sind. Denn über die Werbung werden durch die „Advertisment Delivery Networks“ nicht nur unerkannt alle möglichen Wege der User im Internet nachvollzogen, sondern auch Schadsoftware verbreitet. Adblocker können davor schützen, aber sie verhindern andererseits, dass Websiten Geld mit der Werbung verdienen. Deshalb wurden auch mehrere Varianten diskutiert, wie insbesondere journalistische Angebote ohne Werbung finanziert werden können. Hier ein Video dazu, dass ihr euch zumindest ansehen solltet, falls ihr noch keine Adblocker verwendet:
Schwerpunkt-Thema in diesem Jahr ist mit re:fugees auch auf dieser Konferenz die Flüchtlingsthematik, wobei in unterschiedlichen Formaten die Fluchtwege, der den Flüchtlingen begegnende Rassismus und die Rolle die Daten und Vernetzung auf der Flucht und bei der Integration spielen. Natürlich kann man gar nicht alle Vorträge, Podiumsdiskussionen und Performances live schauen. Deshalb werden die Videos vieler Sessions nach und nach auf Youtube zu finden sein. Einige sind schon online: