Vor einigen Tagen hat die AfD bereits die Grenzen des Erträglichen überschritten, als sie anlässlich des bevorstehenden internationalen Holocaust-Gedenktages in der Gedenkstätte Buchenwald einen Kranz niederlegen wollte, mit dem der Holocaust relativiert und die Opfer der Shoah und des Stalinismus gleichsetzt werden sollten. Auch die aufgrund der deutlichen Ablehnung durch die Gedenkstätte Buchenwald erfolgte Änderung des Kranzspruches lässt nicht erkennen, dass der AfD ein Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus auch nur im Ansatz wichtig wäre. „Die Teilnahme der AfD an der Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte ist allein schon deshalb eine unerträgliche Provokation“, so Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Nun hat sich der AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke mit einem Interview in der Zeitschrift „Zuerst!“ erneut im extrem rechten Spektrum positioniert. „Wenn Höcke am Dienstag bei der Veranstaltung in Buchenwald teilnehmen wird, ist das ein weiterer Schlag ins Gesicht für Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers“, so Katharina König. Am Freitag, 23.1.2015, veröffentlichte die extrem rechte Zeitschrift “Zuerst!” ein Interview mit Björn Höcke über Asylsuchende in Deutschland. Die „Zuerst!“ entstand 2009 als Nachfolger der Neonazi-Zeitschrift „Nation Europa“, einer der wichtigsten Zeitungen der extrem rechten Szene in der Bundesrepublik, für die auch einst Tino Brandt, Chef des „Thüringer Heimatschutzes“ arbeitete. Weiterlesen:
Sowohl Herausgeber als auch Chefredakteure und viele Autoren der „Zuerst“ gehören der extrem rechten Szene an. Bereits 2012 berichteten NDR und taz über eine private Sonnenwendfeier des „Zuerst“-Verlagschefs Dietmar Munier, zu der auch der mehrfach verurteilte Holocaust-Leugner Ernst Zündel erschien.
Im nun veröffentlichten Interview fordert Höcke, Europa müsse „seine Außengrenzen wirksam schützen“, auch durch „gut organisierte“ Lager für Flüchtlinge in Nordafrika. Dadurch könne man Europa vor einer vermeintlich „ungebremsten Masseneinwanderung schützen“. Interviewt wurde Herr Höcke vom „Zuerst“-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter, ein bekannter Vertreter der Neuen Rechten, der auch für mehrere extrem rechte Gruppierungen als Referent auftrat. „Höcke mag seine unerträglichen Provokationen gegenüber den Opfern und Überlebenden des Holocausts noch hinter der vorgeschobenen Unwissenheit verstecken wollen. Sein Auftreten und Werben im extrem rechten Spektrum sprechen eine deutlich andere Sprache“, so König. In den letzten Monaten fiel der Fraktionschef immer wieder (u.a.: 1,2,3) mit Interviews in Blättern der extrem rechten bzw. neurechten Szene auf.
„Wenn Höcke der Meinung ist, seine menschenverachtenden Ergüsse zur Flüchtlingspolitik in extrem rechten Blättchen und im Umfeld von Antisemiten zum Besten zu geben, gleichzeitig aber mit der AfD-Landtagsfraktion in der Gedenkstätte Buchenwald an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen will, dann offenbart sich hier die pure Heuchelei. Die AfD will das Gedenken zum Holocaust-Gedenktag nicht unterstützen, sondern mit ihren kalkulierten Aktionen erheblich stören,“ so König.