Am Samstagabend wurde in Eisenach ein Neonazi-Konzert mit 140 Teilnehmern durch die Polizei aufgelöst. Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Linksfraktion im Thüringer Landtag, erklärt hierzu: „Die Veranstaltung wurde maßgeblich von dem wegen eines Sprengstoffanschlages verurteilten Thüringer NPD-Landeschef Patrick Wieschke organisiert. Er hat die rechte Musikveranstaltung bereits seit mehr als drei Wochen vorbereitet und war bemüht, durch die Beteiligung von alten Wehrmachts- und SS-Soldaten sowie bekannten Neonazi-Musikern wiederholt braune Erlebniskultur-Events abseits der großen Rechtsrock-Sommerfeste in Thüringen zu etablieren und die rechte Ideologievermittlung voran zu treiben.“ Weiterlesen:
Für die Veranstaltung am Samstag habe Wieschke nach Kenntnissen der Abgeordneten innerhalb der rechten Szene mit dem Auftritt eines Waffen-SS-Kämpfers (Werner Brauns) geworben, diesen jedoch wenige Tage zuvor durch einen NS-Jagdflieger der Wehrmacht (Reinhold Leidenfrost) ausgetauscht. „In Eisenach zeigt sich deutlich, wie nahe die NPD den Nationalsozialisten aus dem Dritten Reich steht. Unverhohlen werden bekannte Geschichtsrevisionisten glorifiziert und die NS-Verbrechen relativiert“, so die Landtagsabgeordnete. Frau König verweist darauf, dass dies nicht die erste derartige Kombi-Veranstaltung der rechten Szene sei, sondern auch in Eisenach wiederholt stattgefunden habe. König erinnert auch daran, dass Thüringer NPD-Funktionäre in den letzten Monaten mehrfach in die Organisation von rechten Musikveranstaltungen in Thüringen involviert gewesen seien. So hätte in Erfurt ein bekannter NPD-Anhänger beispielsweise mehrere Musikveranstaltungen organisiert, der Anfang Dezember zum stellvertretenden Kreisvorstand gewählt worden sei. Mitte November habe der Bundesvorsitzende der NPD-Jugendorganisation „JN“ ein „NS-Hatecore“-Konzert in Kirchheim bei Arnstadt organisiert. Auch für Silvester plane die Neonazi-Szene in Erfurt ein erneutes Konzert, diesmal wieder in einem Objekt, in dem auch der Vizechef des NPD-Kreisverbandes ein Szenegeschäft beherberge.
Screenshot: Wieschke kündigte zum Konzert am Wochenende in Eisenach auch den Vertrieb von Material des SS-Totenkopf Division Sturmmanns Kurt Barkhausen an. In einem nichtöffentlichen Bereich innerhalb eines sozialen Netzwerkes informierte er die Szene im Vorfeld mehrfach zum Konzert und gab am Tag vor der Veranstaltung auch konkrete Hinweise auf den Veranstaltungsort (Quelle: Facebook).
„Durch die Verknüpfung von Vorträgen und so genannten ,Liederabenden‘ soll das zuvor vermittelte neonazistische Gedankengut weiter untermauert und verfestigt werden“, so König. Am Samstag seien bei der Veranstaltung neben dem bekanntesten Liedermacher der rechten Szene, Frank Rennicke, weitere Musiker aufgetreten. Die NPD sei „bewusst darum bemüht, derartige Veranstaltungen nicht offen als Konzerte, sondern als ,Liedermacherabende‘ zu deklarieren, auch um mögliche Auflösungsbestrebungen der Behörden zu umgehen“, erklärt die Linksfraktionärin. König weist darauf hin, dass es bei der Einordnung solcher Veranstaltungen keine Rolle spiele, ob Schlagzeuge oder große Bands zum Einsatz kommen: „Für die Definition als rechte Konzerte ist entscheidend, ob entsprechende Musik angeboten und menschenverachtende, revisionistische bzw. extrem rechte Inhalte vermittelt werden.“ Sie schließt sich der Mobilen Beratung Thüringen (MOBIT) an, welche ebenso Liederabende nicht als „vernachlässigungswürdiges Beiwerk“, sondern als ein im Sinne der Ideologievermittlung vollwertiges Agitationsmittel bewertet. Bislang hätten solche rechten Musikveranstaltungen, die als „Liedermacherabende“ deklariert wurden, in Thüringen nur eher schwache Beachtung bei den Sicherheitsbehörden und auch keine Berücksichtigung in der offiziellen Konzertstatistik des Freistaates gefunden. Die Abgeordnete König hofft, „dass es nun auch langfristig bei den Behörden zu einem Umdenken hinsichtlich dieser Bewertung kommen wird“.