Weitere Großkonzerte der Neonazi-Szene drohen Thüringen

Bildquelle: facebook
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Unter dem Namen „Turonen“ und „Garde 20“ tritt seit über einem Jahr eine neue Neonazi-Gruppe in Thüringen mit Lederkutten auf, die u.a. Rechtsrock-Konzerte organisiert. Im Landtag bestätigte die Landesregierung nun deren europaweite Kontakte. Dazu Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Linksfraktion:

„Nun ist es offiziell, die neonazistische Rockerbande mit Treffpunkt in Ballstädt war für das Konzert mit 5.000 Neonazis in der Schweiz vor wenigen Monaten verantwortlich. Auch Thüringen selbst muss sich in diesem Jahr wieder auf Neonazi-Großveranstaltungen gefasst machen, vom Erfolg aus der Schweiz beflügelt planen die Kuttennazis ein Großkonzert mit Größen der deutschen Rechtsrock-Szene“.

Thüringen gehört zu den deutschland- und europaweit begehrtesten Austragungsorten für Neonazi-Musikveranstaltungen. Im letzten Jahr zählte die Mobile Beratung MOBIT mit 50 Veranstaltungen eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Wie die Landesregierung zwischenzeitlich informierte, wurden zuletzt auch mehrere Nazi-Konzerte von den „Turonen“ organisiert, die mit ihren Lederkutten auch als Sicherheitsdienst am Einlass auftreten. Auf eine Mündliche Anfrage der Abgeordneten Katharina König erklärte der Innenstaatsekretär Udo Götze gestern im Thüringer Landtag, dass den Turonen etwa 20 bis 25 Personen direkt angehören sowie ein weiteres Umfeld von 10 bis 15 Personen bestehe. Sie haben einen bundes- und europaweit hohen Vernetzungsgrad und gemeinsam mit Neonazis aus der Schweiz im dortigen Ort Unterwasser das Großkonzert im Oktober 2016 organisiert, so Götze.

Katharina König warnt: „Die gleichen Organisatoren, die für das Konzert in der Schweiz verantwortlich sind, rühren derzeit bundesweit im Neonazi-Milieu die Werbetrommel für eine Großveranstaltung, die voraussichtlich am 15. Juli in Thüringen stattfinden soll und mit der Band ‚Stahlgewitter‘ den gleichen Stargast wie in der Schweiz aufweist. Bereits 2016 waren über 600 Neonazis bei der Veranstaltung unter dem Namen ‚Rock gegen Überfremdung‘ in Kirchheim. In Mobilisierungsvideos und Flyern wird nun eine größere Fortsetzung davon angekündigt und mit dem Schweizer Konzert geworben, auf dem man sich von den Behörden ungestört austoben konnte“, so König.

Weitere Neonazi-Großveranstaltungen stehen in diesem Jahr in Thüringen an, darunter auch der „Eichsfeldtag“ in Leinefelde von dem am Wochenende neugekürten Thüringer NPD-Chef Thorsten Heise. „Dass dort die Schweizer Band ‚Amok‘ aus dem Umfeld des in Deutschland verbotenen Netzwerkes ‚Blood & Honour‘ auftreten soll, ist bezeichnend. Personelle Überschneidungen mit ‚Erschiessungskommando‘, der Schweizer Band, gegen die aktuell Thüringer Behörden wegen Mordaufrufen ermitteln, werden ‚AMOK‘ nachgesagt. ‚AMOK‘ trat ebenfalls beim Schweizer Großkonzert in Unterwasser auf und ist bestens mit den Neonazi-Schlägern vernetzt, die vor dem Erfurter Landgericht wegen des Überfalls in Ballstädt angeklagt sind“, so Katharina König weiter. Sie appelliert an eine wehrhafte Zivilgesellschaft: „Kirchheim ist bereits zum Nazi-Pilgerort Nummer eins geworden. Mit der Ausbreitung im letzten Jahr auf das Außengelände der von Neonazis seit Jahren genutzten Immobilie und dem Testballon in der Schweiz drohen weitere Konzerte, bei denen die Teilnahme von mehrere Tausend Neonazis nicht ausgeschlossen ist.“

Die Sicherheitsbehörden und Kommunen fordert Landtagsabgeordnete auf, auf allen Ebenen mit den zur Verfügung stehenden rechtlichen Handlungsspielräumen gegen die Neonazi-Musikszene, ihre Konzerte und Immobilien in Thüringen vorzugehen.

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