Rede: Staerkung und Weiterentwicklung Medienkompetenz

Katharina König, MdLStärkung und Weiterentwicklung der Vermittlung von Medienkompetenz in Thüringen
Antrag der Fraktionen der CDU und der SPD – Drucksache 5/1736 – 19.01.2011

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Döring, sehr geehrter Herr Barth, ich glaube, Medienkompetenz ist sehr wohl wichtig. Ich erinnere an den 14. Rundfunkmedienstaatsvertrag, dem hier im Thüringer Landtag von allen Fraktionen – bis auf die Fraktion DIE LINKE – zugestimmt wurde, der dann glücklicherweise in Nordrhein-Westfalen von allen Fraktionen eine ablehnende Haltung, eine ablehnende Stimme bekommen hat. Daraus entnehme ich, dass Medienkompetenz sehr wohl ein wichtiges Thema ist, nicht nur für Kinder, nicht nur für Jugendliche, nicht nur für Eltern und Pädagogen, sondern sehr wohl auch für Politiker. Das zuerst.
Als Zweites: Sie kritisierten, Herr Döring, dass wir unseren Antrag, der als Entschließungsantrag zu dem eben benannten 14. Änderungsvertrag vorlag, abgeschrieben hätten. Das Erste ist, wir können abschreiben, da gehört bestimmt auch einiges dazu. Das Zweite: Wenn Sachen gut sind, weiß ich nicht, warum man die neu formulieren, völlig neu erarbeiten sollte und warum es nicht möglich sein soll, in einem anderen Bundesland diese zu übernehmen.

(Beifall DIE LINKE)

Als Drittes: Auch Sie haben abgeschrieben, nämlich den vorherigen Tagesordnungspunkt, und zwar fast komplett aus Baden-Württemberg. Wir können uns jetzt hier alle gegenseitig kritisieren, wer irgendwann mal irgendwas aus irgendeinem Bundesland abgeschrieben hat, weil er oder sie es gut fand oder weil er oder sie keine besseren Formulierungen hatte. Ich denke, das ist weder hilfreich, noch entspricht das dem Thema,

(Beifall DIE LINKE)

noch entspricht das in irgendeiner Art und Weise dem Umgang hier untereinander. Ich denke, wir können das ruhig auch respektvoll etwas behandeln im Sinne von „wer im Glashaus sitzt“, Herr Döhring.

Aber jetzt zurück zum Thema: Ihr Antrag hat nicht nur mich, sondern auch einige andere aus meiner Fraktion zum Schmunzeln gebracht, denn wir hatten eben im September schon einen Entschließungsantrag zum Thema „Medienkompetenz“ eingereicht und fast war es ja so, da hatten wir gedacht wir sollten jetzt unsere Broschüre „Links wirkt“, die Sie ja bestimmt alle kennen, überarbeiten.

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Nein, ich kenne sie nicht.)

Ich lasse Ihnen gern eine zukommen, Herr Barth, dass Sie auch …

(Zwischenruf Abg. Barth, FDP: Ich bin aber nicht verpflichtet, sie zu lesen.)

Sie sind nie verpflichtet zu irgendwas. Der freie Wille ist, glaube ich, das Wichtigste, was es nur gibt. Ich zumindest sehe das so.

Trotzdem, ich lasse Ihnen eine zukommen, dann können Sie immer noch entscheiden, ob Sie sie lesen oder nicht. Wir hatten jedenfalls überlegt, unseren Flyer um einen weiteren Punkt zu erweitern, denn der heute vorliegende Antrag erschien jedenfalls vom Titel her sehr nahe an unserem. Aber das, was vorgelegt ist heute, ist befriedigend, aber uns reicht befriedigend nicht aus. Medienkompetenz ist wichtig. Man hört es ja auch überall, es scheint ein neues Schlagwort oder auch Modewort geworden zu sein. Trotzdem gibt es eigentlich wenig Wissen und wenig Klarheit darüber, was Medienkompetenz letztendlich meint, wie es zu verstehen ist, wer sie vermittelt, wem sie vermittelt wird und Ähnliches mehr. Wir erheben keinen Anspruch darauf, dass wir die Allwissenden wären, dass wir mehr wissen würden oder besser Bescheid wüssten als Sie, aber wir haben einige Hinweise zu Ihrem heute vorliegenden Antrag und hoffen, dass Sie diese aufnehmen und insofern den Antrag auch inhaltlich noch stärken. Zuerst geht es um die Evaluation der bereits laufenden Maßnahmen zur Medienkompetenzvermittlung, als Zweites um die Zusammenarbeit mit Sachsen-Anhalt und Sachsen und drittens die von Ihnen so geforderte Fokussierung auf den Umgang mit neuen Medien. Wenn man sich betrachtet, was bisher geleistet wurde, muss man natürlich die Landesmedienanstalt erwähnen und da allerdings auch erkennen, dass sie noch lange nicht bedarfsdeckend ist. Natürlich muss man auch das neue Fach, den Kurs Medienkunde erwähnen an Thüringer Schulen. Beides ist nicht zu kritisieren, sondern im Gegenteil, insbesondere das Engagement der Thüringer Landesmedienanstalt ist hervorragend, ist zu loben, ist zu erwähnen. Aber die ständigen Diskussionen über finanzielle Kürzungen, über Ausstattung, über Einsparungen im Budget der Landesmedienanstalt wirken sich zumindest unseres Erachtens letztendlich negativ auf eine Weiterentwicklung derselbigen aus. Der Kurs Medienkunde wird in den 5. bis 10. Klassen angeboten, ist allerdings insbesondere in den höheren Klassen dann sehr stark auf Informatik ausgerichtet. Da würde es uns interessieren – und wir denken, dass das auch für alle von Interesse sein sollte -, inwieweit die Schulen bisher Erfahrungen mit dem Kurs gemacht haben, inwieweit sie da auch Änderungsbedarf sehen und ob die Schulen nicht sogar eine stärkere Fokussierung auf das Themengebiet Medienbewertung präferieren würden, ganz im Sinne Ihres Antrags, in dem Sie ja davon schreiben, dass heutzutage das Eigentliche, was man beherrschen muss, der kritische und reflektierte Umgang mit der Vielzahl von Medien und auch mit der Flut an Nachrichten und Medien ist. Darüber hinaus sollte geprüft werden, inwieweit der Kurs erweiterbar ist auf die 1. bis 4. Klassen, weil Kinder nicht erst mit zehn mit Medien in Berührung kommen, sondern das sehr oft schon ab einem sehr frühen Alter ist, mit zwei, mit drei. Es gibt ja auch bestimmte Fernseh- oder Internetangebote. Im besten Fall wird z.B. im Internet dann auch schon kikaninchen.de besucht und Ähnliches mehr, darüber hinaus Spielkonsolen und, und, und. Medien sind eben nicht nur klassisch im Sinne der neuen Medien Twitter, Facebook oder Ähnliches mehr. Deshalb meinen wir, dass sich der Unterricht der realen Entwicklung des Ganzen anpassen müsste und entsprechend dann auch im Sinne der Lebenswirklichkeit die Jüngsten auch schon das Fach Medienkunde genießen sollten.

Es geht nicht darum, Kindern zu sagen, welche Sendung sie schauen dürfen und welche Sendung nicht. Es geht auch nicht darum, allen vorzuschreiben, bis dann oder dann dürft ihr oder dann dürft ihr, bis dann dürft ihr im Internet sein, Fernsehen schauen oder, oder, oder. Nein, das soll natürlich letztendlich den Eltern, den Erwachsenen überlassen sein, ganz im Sinne von, das eine Kind darf bis 7.00 Uhr draußen spielen, das nächste Kind nur bis 6.00 Uhr. Nichtsdestotrotz, eine entsprechende Bildung im Elternhaus, aber auch bei den Kindern sollte schon vorhanden sein, um den Umgang mit Medien kritisch reflektiert auch begehen zu können.

In den Schulklassen im Fach Medienkunde wird zu jedem Zeugnis der sogenannte Medienpass ausgegeben. Den, finden wir, sollte man auf seine Sinnhaftigkeit überprüfen, inwieweit der für Kinder und Jugendliche eine Bedeutung hat, inwieweit dieser Medienführerschein als ein Zertifikat überhaupt anerkannt ist. Also beispielsweise, wenn man sich später bewirbt, hat das einen positiven Effekt oder nicht? Wäre es nicht sinnvoller, auch wieder im Sinne Ihrer Begründung, dass Sie kritisch reflektierten Umgang mit der Vielfalt von Medien fördern wollen, dass man Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, eigene Filme, eigene Nachrichten, eigene Zeitungen und Ähnliches mehr zu produzieren, und wären diese nicht auch ein besserer Beleg dafür, dass man mit Medien umgehen kann? Darüber sollten wir gemeinsam nachdenken, wenn wir Medienkompetenz weiter stärken wollen und nicht nur bei symbolischen Maßnahmen stecken bleiben.

Die angestrebte Verbesserung, die angestrebte Vernetzung von Akteuren sollte aber auch in den Blick nehmen, wie es bisher mit den Fördermöglichkeiten aussieht, und da legen wir einen Schwerpunkt auf Schülerzeitungen. Wie könnten diese denn verbessert werden? Schülerzeitungen sind unseres Erachtens eine sehr gute Variante, um Kindern und Jugendlichen den Entstehungsprozess von Medien, aber auch den Entstehungsprozess von Nachrichten beizubringen, ihn zu vermitteln und dabei auch kennenzulernen, wie kann ich Nachrichten beeinflussen, wie wirken Nachrichten, wie lassen sich auch Nachrichten manipulieren, um einen kritisch reflektierten Blick auf Nachrichten außerhalb der Schülerzeitung zu ermöglichen. Es geht unseres Erachtens eben nicht nur um neue Medien, die Sie hier so fokussieren, sondern auch die klassischen Printmedien, aber genauso auch Fernsehen und Ähnliches mehr sind unseres Erachtens grundsätzliche Herausforderungen, die nach dem Wahrheitsgehalt jeweils immer überprüft werden sollten. Dieses möchten wir gerne vermittelt haben.

Ich möchte auf die Zusammenarbeit mit Sachsen und Sachsen-Anhalt zu sprechen kommen. Als wir damals im September unseren Antrag eingebracht haben, gab es statt der inhaltlichen Verbesserungsvorschläge, die wir natürlich auch gerne von Ihnen, Herr Döring, entgegengenommen hätten, nur Kritik daran, dass wir den Antrag übernommen haben. Aber es gibt einen großen Katalog von gemeinsamen Herausforderungen, es gibt aber auch sehr viele Unterschiede. Das haben wir in unserem Antrag berücksichtigt. So könnten z.B. Sachsen und Sachsen-Anhalt von unseren Erfahrungen im Fach Medienkunde profitieren. Dieses Fach gibt es in den Bundesländern noch nicht. Da hieße Zusammenarbeit erstmals die Weitergabe von hier in Thüringen gesammelten Erfahrungen. Dazu benötigt es aber unserer Meinung nach die von uns geforderte Evaluation des Fachs Thüringer Medienkunde. Ihre Kollegen in Magdeburg fordern auch die Einführung eines Medienführerscheins. Für die, die es nicht wissen: Die Kollegen, die ich hier meine, sind die Kollegen der CDU- und SPD-Fraktion, denn dort war es ein Antrag der CDU- und SPD-Fraktion. Auch da sollten wir die Erfahrungen weitergeben. All das hätten wir schon vor einigen Monaten machen können, wenn Sie denn damals unserem Entschließungsantrag zugestimmt hätten.

(Beifall DIE LINKE)

Zur Fokussierung auf neue Medien: Mir stellt sich die Frage, ob das inhaltlich weiterhilft oder ob es mal wieder nur um das Setzen von Schlagwörtern geht. Vermittlung von Medienkompetenz muss unseres Erachtens umfassend sein und sich an gesellschaftlichen Realitäten, an der Lebenswirklichkeit orientieren. Da spielt der Umgang mit Web 2.0 genauso eine Rolle wie Fernsehen. Nur zur Information, aber Sie haben es vielleicht auch selber gelesen: Es war erst letztens in den Thüringer Zeitungen zu lesen, dass Thüringer Kinder und Jugendliche mehr Fernsehen schauen als Jugendliche in anderen Bundesländern. Das heißt, die verstärkte Nutzung des Internets führt noch lange nicht dazu, dass der, ich nenne es jetzt mal Fernsehkonsum, deswegen zurückgeht oder eingeschränkt ist.

Die Fokussierung auf neue Medien könnte dazu verleiten, dass man das Fach Medienkunde in den Schulen vor allem als eine Art verbesserten Informatikunterricht ansieht. Das kann es allerdings nicht sein. Entscheidend ist es, den Ansprüchen gerecht zu werden, die sich durch die technische Entwicklung stellen, natürlich die Kompetenzen zu vermitteln. Unabhängig davon geht es aber darum, ob wir es mit neuen oder klassischen Medien zu tun haben, Wissen und Information als eigenständige Werte zu begreifen, und eben oft genug auch als Ware. Wissen ist Macht, das wird in der Informationsgesellschaft immer deutlicher. Um so mehr ist die Vermittlung von Medienkompetenz eine Variante, diese Macht den Menschen in die Hand zu geben und vor allem, ihnen den Umgang damit zu ermöglichen und erfahrbar zu machen. Insofern ist Medienkompetenz unseres Erachtens zuletzt auch ein Teil der Demokratieerziehung.

Es ließe sich noch viel, viel mehr zum Thema sagen, zum Beispiel, dass wir auch im vorschulischen Bereich darüber nachdenken müssen, wie wir hier Medienkompetenz vermitteln, dass es aber auch wichtig ist, Eltern, Pädagogen und aber auch uns Politiker dazu weiterzubilden. Ich hatte den Jugendmedienschutzvertrag angesprochen, möchte aber auch an die sehr gute Weiterbildung, die einige – leider wenige – Abgeordnete von uns hier im Thüringer Landtag zum Thema „Neue Medien und Computerspiele“ genießen durften, erinnern, möchte aber auch daran erinnern, dass es nicht nur um Kinder und Jugendliche geht, sondern auch um ältere Menschen und welche wichtige Rolle in Bezug auf Medienkompetenz eigentlich die Vernachlässigung, die fast stiefmütterlich behandelten öffentlichen Bibliotheken, dabei spielen können.

Zuletzt und auch in aller Deutlichkeit: Wir begrüßen, dass die Landesregierung und die CDU- und SPD-Fraktion aktiv werden. Der Antrag sollte aber weiterentwickelt werden, drei Punkte: Evaluation, Mitteldeutsche Kooperation und die Verwendung von Begrifflichkeiten sind genannt worden. Deswegen würden wir eine Weiterberatung im Fachausschuss befürworten. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall DIE LINKE)

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